Jeannette Merker / Riklef Rambow (Hg.) jovis Verlag, Berlin, 2015 152 Seiten mit ca. 60 Abb. Klappenbroschur, 19 x 23 cm ISBN 978-3- 86859-386-0 22 Euro Über den Buchhandel zu erwerben
Gespräche über das Ausstellen
Jeannette Merker / Riklef Rambow (Hg.) jovis Verlag, Berlin, 2015 152 Seiten mit ca. 60 Abb.Klappenbroschur 19 x 23 cm ISBN 978-3- 86859-386-0 22 Euro Bestellung über den Buchhandel
Dass auch Stuttgart eine Architekturgalerie bekommt, darum wird momentan noch gerungen. Andernorts ist man schon weiter und die Zahl der Ausstellungen steigt beständig. Vor diesem Hintergrund haben nun Jeannette Merker und Riklef Rambow das Buch "Architektur als Exponat" herausgegeben. Kernstück sind 13 Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern namhafter Architekturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Entlang eines halbstandardisierten Leitfadens geben die Befragten Einblick, was solche Ausstellungsorte in ihren Augen leisten können und welche individuelle Motivation sie als Macher jeweils treibt.
So gehört für Verena Konrad, Leiterin des vai Vorarlberger Architektur Institut, "eine nachvollziehbare Kontextualisierung" zu den Zielen einer Architekturausstellung. Das Architekturerlebnis hingegen suche sie "nicht in einer Ausstellung, sondern am und im Objekt selbst." Dem Kurator des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt, Oliver Elser, geht es wiederum um Präsenz, die Inszenierungsfrage sei entscheidend: "Es heißt ja Ausstellung und nicht Ausdruckung." Und der Direktor des gleichen Hauses, Peter Cachola Schmal, hält fest: "Architektur erklärt sich nicht von allein." Ihm gehe es bei der Vermittlungsarbeit an junge Menschen nie darum, neue Architekten zu erzeugen, "sondern künftige Bauherren gewissenhaft zu informieren."
Dass eine Galerie anderen Gesetzen gehorcht als ein Museum, wird am Beispiel München klar. Die Finanzierung klappe überhaupt nicht, bekennt Nicola Borgmann von der dortigen Architekturgalerie freimütig: "Für jede Ausstellung muss ich neue Sponsoren finden oder eben die ausstellenden Architekten fragen, ob sie welche mitbringen." Ganz anders die Situation von Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TU München: Dieses sei eine öffentliche Institution, von Steuergeldern finanziert. "Entspricht es also wirklich der Aufgabe eines Museums, ein großes Architekturbüro zu zeigen und ihm damit im Grunde zu einer zusätzlichen Werbemaßnahme zu verhelfen?" fragt er. Und weiter: "Wenn wir Architektur ausstellen, für wen tun wir das eigentlich? Wem bringt das was?"
Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen haben sich die im Buch vorgestellten Gesprächspartnerinnen und -partner gründlich auseinandergesetzt. Das Spektrum der Antworten ist breit und zeigt auch, wie viel Spielraum für die Architekturvermittlung besteht. Es könne gar keine Konkurrenz zwischen den verschiedenen Institutionen geben, meint dazu Kristin Feireiss, Gründerin von Aedes: "Denn alle wollen etwas Ähnliches erreichen: eine andere Bewusstmachung, eine andere Wahrnehmung von Architektur. Und es ist gut, dass es dabei verschiedene Ansätze gibt, der eine eher didaktisch, der andere eher erlebnisbezogen, der eine wissenschaftlich historisch, der andere mit einem kritischen Fokus auf die Gegenwart und so weiter."
Ganz unterschiedlich sehen auch die Kurzbiographien der befragten vier Damen und neun Herren aus. Bei weitem nicht jede/r blickt auf ein Architekturstudium zurück. Diese Angaben zu den Personen sind in farbigen Textblöcken zusammengefasst, genauso wie diejenigen zu den einzelnen Architekturhäusern, zu bedeutenden Ausstellungen sowie anderem Wissenswerten - seien es Informationen über die schweizerische Zeitschrift Archithese, die Internationalen Bauausstellungen oder die Cité de l'Architecture et du Patrimoine in Paris. In komprimierten Darstellungen erläutern sie interessante Stichwörter aus dem Haupttext und öffnen damit einen weiteren Blick auf das Architekturkommunikations- Geschehen in und außerhalb Deutschlands.
Ein ansprechend gestaltetes Buch, gut zu lesen und mit einer überzeugenden Bildauswahl. Vielleicht vermag diese Publikation, entstanden im Fachgebiet Architekturkommunikation des Karlsruher Institut für Technologie, auch in Sachen Architekturgalerie Baden-Württemberg einen positiven Impuls zu geben.