Zwei Familien, eine Idee – Plusenergiehäuser in Holzsystembauweise
72290 Loßburg-Wittendorf
lehmann_holz_bauten, Sylvie Rausch, Architektin, St. Georgen; Projektierung/Realisierung: Christian Lehmann
privat
2020
Die Zwillingsbauten stehen auf einer Anhöhe in Südhanglage am Rande eines Neubaugebietes mitten im Schwarzwald. Die schmalen Restgrundstücke waren die letzten noch verfügbaren Bauplätze in der Teilortgemeinde Wittendorf. Die Wünsche und Anforderungen der beiden Baufamilien waren nahezu identisch und ermöglichten die gespiegelte Anordnung und die optimale Ausnutzung der Baufelder. Die beiden Einfamilienhäuser, die über den Garagentrakt verbunden sind, wirken als Einheit, fügen sich wie selbstverständlich in die ländliche Umgebung ein, setzen mitten im Schwarzwald einen neuen Akzent und interpretieren die Schwarzwälder Holzbaukultur neu. Ein typisches Merkmal der alten Schwarzwaldhäuser ist das heruntergezogene Dach, welches das Gebäude schützt und auch klimatisch sinnvoll war.
Die im Südwesten bzw. Südosten um ein Primärraster (3 m) und im Süden um ein Sekundärraster (1 m) zurückgesetzten Verglasungen sorgen für den Wetterschutz der überdachten Terrasse/Stege/Balkone. Zugleich dienen sie für die natürliche Beschattung und erzielen hohe Solargewinne. Die hochstehende Sommersonne bleibt draußen und die tiefstehende Wintersonne erwärmt die Räume. Die raumhohen Verglasungen und verglasten Einsatzelemente sorgen für Transparenz und Offenheit. Gleichzeitig hat man vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang einen freien, einzigartigen Blick in den Süd-und Nordschwarzwald. Zur Straße in Richtung Norden zeigt sich die Gebäudehülle eher geschlossen.
Bautechnik/Tragwerk
Die Anpassung des Raumprogramms an die Holzrastersystembauweise (Primärraster 3 m, Sekundärraster 1 m) ermöglicht besonders wirtschaftliche Holzbauten mit kurzer Bauzeit. Die effizienten und kostenoptimierten Bauteile werden teilvorgefertigt und mit Holzfaser gedämmt. Einfache, reduzierte Materialwahl, Konstruktionen und Bauteile sowie standardisierte Anschlüsse und Übergänge bestimmen den Entwurf, die weitere Planung, die Projektierung und die Realisierung bis ins Detail. Besonders hohen Wert wird auf baubiologisch unbedenkliche Baustoffe und wohngesundes Bauen gelegt. Es wurden regionale und wo möglich, naturbelassene Materialien bzw. Hölzer verwendet. Die Konstruktion wurde in KVH (Fichte/Tanne) und die Außenbekleidungen in Douglasie ausgeführt. Die Fenster und Türen wurden ebenfalls in Holz (Lärche) ausgeführt. Im Innenbereich wurden Eichenholzböden verlegt. Etwas Besonderes ist, dass Innenwände über beide Geschosse durch Raumteiler/Einbauschränke ersetzt wurden, die beidseitig als Schrankwand nutzbar sind und mit Oberlichtern ausgestattet wurden.
Energiekonzept
Die Zwillingsbauten wurden als sogenannte ++Energie-/CO₂-Aktivhäuser gebaut. Bei den Plusenergiehäusern wird mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Die Atmosphäre wird nicht mit CO₂ be-, sondern entlastet. Der durch die Photovoltaikanlage auf der Süddachseite gewonnene Strom wird in eine Hochleistungseffizienz-Luft-Wasser-Wärmepumpe eingespeist. Die Wärme wird über die Fußbodenheizungen verteilt und das Brauchwasser gepuffert. Die vorbereiteten Stromspeicher ergänzen und die Elektro-Ladestation komplettieren das Energiekonzept.