Beim 3. Landschaftsarchitektur-Quartett zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite, dafür war die Diskussion umso anregender. Das Thema Kulturlandschaft im Wandel am Beispiel regenerativer Energiegewinnung bot interessante Gesprächsansätze, über die es weiterzudenken lohnt. Die Landesregierung Baden-Württemberg verfolgt das Ziel, eine Vorbildregion zu entwickeln, die das vielfältige Erscheinungsbild unserer Kulturlandschaft berücksichtigt und dabei die regenerativen Energiekonzepte weiterentwickelt. Hier steht das Energiekonzept 2020 im Vordergrund. Zu diesen sollen unter anderem 30 Prozent der Primärenergie durch regenerative Energie gedeckt werden. Ein Maßnahmenbündel, wie zum Beispiel die Energieversorgung dezentralisieren, Forschung und Entwicklung fördern oder die Anwendung unterschiedlicher Bioenergien anregen, ist nach Klemens Ficht, Regierungsvizepräsident des Regierungspräsidiums Freiburg, unumgänglich.
In seinem Impulsvortrag stellte Professor Arno Sighart Schmid, bis 18. September Präsident der Bundesarchitektenkammer, die unterschiedlichen Entwicklungen der Landschaft heraus. Eine unberührte Landschaft ist in Deutschland heute kaum zu finden. Sie ist mittlerweile mehrfach überformt. Er stellte zudem deutlich heraus, dass wir uns bisher auf fossile Brennstoffe konzentriert haben, die allerdings aufgrund des erhöhten CO2-Ausstoßes nicht mehr zukunftsfähig sind. Ausgangsfragen für die Diskussion waren, welche Möglichkeiten haben wir in Zukunft und was ist uns unsere Landschaft wert?
Markus Lämmle von der Naturschutzverwaltung im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in Baden-Württemberg sieht durchaus Zielkonflikte. Aus Sicht des Naturschutzes können die Eingriffe ins Landschaftsbild schwer ausgeglichen werden, da sie oft mit dem Artenschutz kollidieren. Um den Ausbau der regenerativen Energie in die richtige Richtung zu lenken, muss die Regionalplanung in eigener Hoheit gute Energiekonzepte entwickeln, denn in der Regionalverbandsversammlung wird der politische Wille der Region deutlich. Die Verwaltung arbeitet zurzeit am Projekt „Klimaschutz 2020 Plus“. Darin wird die Idee entwickelt, bis 2020 eine CO2-freie Energieerzeugung zu ermöglichen. Die Landschaft muss Vorrang vor der technischen Entwicklung haben.
Dr. Walter Witzel, Landesvorsitzender des Bundesverbands Windenergie in Baden-Württemberg, stellte heraus, dass die Klimaforschung sich eindeutig äußert. Bis 2050 muss die CO2- Emission zu 80 Prozent gesenkt werden. Der Druck, die derzeitige Energieversorgung zu überdenken, wird durch aktuelle Umweltkatastrophen noch erhöht. Wenn über regenerative Energien nachgedacht wird, dann kommt man nicht an der Windenergie vorbei, da zum Beispiel die Wasserkraft als potentieller Energielieferant schon ausgereizt ist. Bezogen auf die technische Entwicklung hat die Windkraft einen deutlichen Sprung gemacht. 50 moderne Anlagen könnten derzeit 350 alte Anlagen ersetzen. Der Standort spielt dabei eine wichtige Rolle. Es gibt Gebiete, die zu schützen sind, dennoch müssen neue Vorrangflächen ausgewiesen werden.
Eugen Dieterle, Präsident des Schwarzwaldvereins, sieht in der derzeitigen Entwicklung ein komplexes System, das genau beobachtet und behutsam verändert werden muss. Denn wird an einer Stellschraube gedreht, verändert sich an anderer Stelle auch etwas. Es ist wichtig, die Landschaft und die Kultur kennenzulernen, sie zu schützen und zu bewahren, ohne dem Fortschritt im Wege zu stehen. In diesen Veränderungsprozess müssen die Menschen eingebracht und mitgenommen werden. Es gilt auch zu bedenken, dass die Anlagen weithin sichtbar sind und der Wirtschaftsfaktor „Tourismus“ im Schwarzwald stärker ist als der des „Maschinenbaus“.
Am Ende des Abends war klar, dass auf uns alle eine schwierige Aufgabe zukommt. Jeder von uns trägt Verantwortung bei den Entscheidungen, wie wir unsere Energieversorgung für die Zukunft sicherstellen wollen. Zurzeit befinden wir uns an einem Wendepunkt. Die einzige Auflage ist, die CO2-Emission zu senken werden und es führt kein Weg an den regenerativen Energien vorbei. Wie unsere Zukunft aussieht, können und müssen wir mitbestimmen.