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Zu Beginn des zweiten Sitzungstags ermunterte Günter Wenzel die Delegierten, öfter die systemische Sicht einzunehmen. Wir müssen über das eigene Gebäude hinaus denken: Wo gibt es Schnittstellen, wo berühren sich Systeme? Erst dann macht auch BIM Sinn.
Der Leiter des Teams Virtual Environments am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation stellte in seinem Vortrag aus Forschungssicht die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf den Berufsstand dar. Gebäude seien inzwischen sehr viel enger mit ihrem Umfeld und ihrer Umwelt verbunden. Ein Smart Home funktioniere nur, wenn es bereits bei der Planung berücksichtigt wurde und das Gebäude darauf ausgelegt ist. Die systemische Sicht auf die Planung eines Projekts, d. h. das Denken in Informationsplattformen, erweitere den Horizont: variierende Anforderungen an Gebäude, wie beispielweise die flexible Anpassung von Wohnraum je nach Nutzergruppe oder von Arbeitsräumen aufgrund sich verändernder Bürokultur, könnten umgesetzt werden. Wenzel verdeutlichte, dass die Digitalisierung als neue Art der Kommunikation zu sehen sei. Diese Verbindung der Daten- mit der Menschenwelt ermöglicht, verschiedene Akteure und Ebenen nutzungsorientiert zu verknüpfen. Virtual Reality-Brillen oder Augmented-Reality-Methoden zur Besichtigung von 3D-Modellen sind längst keine Unbekannten mehr. Sie werden in Planungsprozessen verwendet und verkürzen diese. Nutzerorientiertes Planen, beispielsweise durch die virtuelle Begehung eines Gebäudes zum Festlegen der Fluchtwegmarkierungen, kann Abstimmungsprozesse vereinfachen: eine Art „Pokémon Go für die Baustelle“.
Ein Mittel von Gebäuden stellte Wenzel die Vorteile digitalisierter Planung dar, z. B. mit BIM. Hier seien bereits frühzeitig zyklische Bauteilprüfungen und Wartungsintervalle zu hinterlegen. Doch nicht nur bei der Planung, auch bei der Baukulturvermittlung – gerade für die digital geprägte heranwachsende Generation – und bei Partizipationsprozessen könne die Digitalisierung hilfreich sein.In Bürgerbeteiligungsprozessen sei das „normale“ Architekturmodell mindestens genauso gut angekommen wie das digitale, hielt hingegen Stephan Weber im anschließenden Austausch fest. Auf die Frage, wer in Zukunft der „Herr der Daten“ sei, schlug Wenzel dies als neues Geschäftsmodell für Architektinnen und Architekten vor. Ebenfalls angesprochen wurde ein großer Pluspunkt der Digitalisierung: Auch kleinere Büros können größere Projekte steuern – dafür sei allerdings eine bessere Vernetzung untereinander unbedingt notwendig.
Letztere ist auch der Architektenschaft ein ernstes Anliegen. Das zeigt der auf der LVV verabschiedete Appell des Kammerbezirks Karlsruhe an die Landesregierung: Der Ausbau der Infrastruktur im Land muss so vorangetrieben werden, dass das digitale Arbeiten überall möglich ist. Die Delegierten begrüßten die Forderung und verabschiedeten den Appell mit großer Mehrheit.
Die Delegierten tagten am 23. und 24. November in Friedrichshafen. Im Mittelpunkt standen die Wahlen des Präsidiums sowie der Vertreterinnen und Vertreter von Fachrichtungen, Tätigkeitsarten und Berufseinsteigern.