Im Bild (v. l.): Markus Weismann, Matthias Schuster, Volker Auch-Schwelk, Dr. Fred Gresens, Frieder Wurm, Dr. Gunnar Seelow, Carmen Mundorff (Moderation)
Klima | Energie | Nachhaltigkeit - Mehr als Energieeffizienz
Angesichts des Klimawandels sehr gefragt ist die Strategiegruppe Klima | Energie | Nachhaltigkeit. Kreislaufwirtschaft, ressourcenschonendes Bauen (Material und Fläche) oder die Photovoltaikpflicht sind einige Bereiche, mit denen man sich dort beschäftigt – auch um Stellungnahmen abgeben zu können, beispielsweise zum Klimaschutzgesetz BW. „Das Thema Energieeffizienz ist ein Stück weit ausgereizt. Wir müssen jetzt den breiteren Blick auf das nachhaltige Bauen öffnen“, so Vorsitzender Volker Auch-Schwelk. Das schlage sich auch in den Förderprogrammen nieder, bei denen Barriere- und Schadstofffreiheit an Relevanz gewännen. Die Strategiegruppe diskutiert auch, wie theoretische Erkenntnisse praktisch in den Büros umgesetzt werden können, beispielsweise mit Ökobilanzierungstools. Was auf den Berufsstand zukommt? Weitere EU-Vorgaben, die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), aber auch die Möglichkeit, sich über den Strategiedialog oder die Weiterentwicklung des N!BBW-Planungswerkzeugs aktiv einzubringen. Auch müsste gezielt mit Fortbildungsinitiativen auf die Herausforderungen reagiert werden.
Stadt | Land - Das Land entwickeln
Was macht eine klimafitte Kommune aus? Welche Chancen bietet mehr Home Office für den ländlichen Raum? Wie lassen sich (Brach-)Flächen sinnvoll nutzen? Und spätestens seit ARCHIKON 2021: Wie kann ein neuer Landesentwicklungsplan aussehen? All das sind Fragen, denen sich die Strategiegruppe Stadt | Land widmet – durchaus auch strategiegruppenübergreifend, beispielsweise beim Positionspapier „Neustart Innenenstadt“, das im Zuge der plötzlich ausgestorbenen Zentren während der Corona-Hochphase entstand. Der Blick über den Tellerrand schlägt sich nicht nur in der Gruppen-Zusammensetzung nieder, sondern auch im von ihr organisierten Stadtplanertag – mittlerweile Tag der Stadtplanung und Landschaftsarchitektur: „Weil wir größer denken“, erläuterte Matthias Schuster, der als bisher begleitendes Vorstandsmitglied den Strategiegruppenvorsitzenden Mario Flammann auf der LVV vertrat. So tauschte man sich beispielsweise zum Thema XPlanung mit SRL und Verwaltungen aus. Die Strategiegruppe hat daraufhin einen Two-Pager erarbeitet.
Wohnen - Facettenreiches Wohnen
„In der Strategiegruppe Wohnen greifen wir nicht nur die großen Themen auf, sondern reagieren auch auf konkrete Anlässe“, berichtete Co-Vorsitzender Dr. Gunnar Seelow. So habe man etwa im Jahr 2021 den Koalitionsvertrag im Hinblick auf seine Auswirkungen auf das avisierte bezahlbare Wohnen analysiert. Zur Milieuschutzsatzung verfasste die interdisziplinär besetzte Gruppe in Merkblatt, zum Thema „Kultur der Dichte im ländlichen Raum“ habe sie einen Film erarbeitet, der sich an Stakeholder wie Bürgermeister:innen oder Gemeinderäte richte. Rund ums Bauen im Bestand habe man Strategien für unterschiedliche Bereiche entworfen, darunter für den Umgang mit städtebaulichen Strukturen und Typologien der 1950er, aber auch der 60er und 70er Jahre. Für 2023 stünden die Neue Wohngemeinnützigkeit, die Zertifizierung und die Wohnbauförderung auf der Agenda. „Weiteres sehr großes Thema ist der Strategiedialog ‚Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen‘“, sagte Seelow und erklärte: „Wir als Strategiegruppe Wohnen fühlen uns natürlich schon als direkter Ansprechpartner seitens der Kammer.“
Neue Arbeitswelten - Es geht nicht um die Möblierung
„Eigentlich ist der Begriff „Neue Arbeitswelten“ gar nicht so gern bei uns gesehen“, erklärte Markus Weismann, Vorsitzender der gleichnamigen Strategiegruppe – sei er doch sehr von den Möbelherstellern okkupiert. „Worum es uns geht, ist der Strukturwandel“, führte er aus: die Transformation, die sich auch durch Großthemen wie Produktionsabläufe, Klimaanpassung und Nachhaltigkeit ergeben. Vor dem Hintergrund, dass die Arbeitsbereiche die großen Treiber für die Gestaltung der Städte sind, hat sich die Strategiegruppe über viele unterschiedliche Fachbereiche – darunter Wirtschaftsberatung, Organisations- und Prozessentwicklung – ihrem äußerst komplexen Gegenstand interdisziplinär angenähert. In diesem Aufgabenfeld seien bislang viele andere sehr gut bezahlte Berater unterwegs, deren Arbeitsergebnisse oft gar nichts mit dem planerischen Entwurf zu tun hätten. „Da liegt ein riesiges Potenzial für unseren Berufsstand, komplett abseits der Leistungsphasen der HOAI“, erklärte Andreas Grube, der als AKBW-Vorstand die Strategiegruppe begleitet.
Zukunft Berufsstand - Ein immenses Feld
Wenn er Vergleiche zum Beginn seiner Berufstätigkeit vor 40 Jahren ziehe, sei heute alles komplett anders, sagt Frieder Wurm: die Anforderungen, die Vernetzung, die Arbeitsweisen, insbesondere auch mit den anderen Fachdisziplinen. Einzig die HOAI habe sich kaum geändert. Als Vorsitzender der Strategiegruppe „Zukunft Berufsstand“ sieht er ein immenses Feld, mit dem es sich auseinanderzusetzen gilt – von der Ausbildung über die Digitalisierung bis hin zu Ökonomie im Beruf und Networking. Betroffen seien gleichermaßen die großen wie die kleinen Büros, die Selbstständigen, Angestellten und Beamteten. Eine wichtige Frage für die Strategiegruppe ist: „Wie sichern wir uns den Nachwuchs, den wir dringend brauchen?“ Was wiederum in die Frage mündet: „Macht es Sinn, auch Bachelor-Absolventen den Zugang zur Kammer zu verschaffen?“ Mit Blick auf das „Megathema Baukultur“, dem die Kammer im Gegensatz zu anderen Verbänden verpflichtet ist, habe sie hier allerdings nicht viel Spielraum. Als weitere Aufgabenfelder beschrieb Wurm die Unterstützung junger Kolleg:innen über Patenschaften und die Auseinandersetzung mit Gesellschaftsformen.
Vergabe und Wettbewerb - Plädoyer für den Wettbewerb
Neben vielen wechselnden Themen steht eines beständig auf der berufspolitischen Agenda: Vergabe und Wettbewerb. „Durchschnittlich zwischen 80 und 100 Wettbewerbe haben wir in Baden- Württemberg im Jahr und sind damit im bundesweiten Vergleich unter den Spitzenreitern“, berichtete Dr. Fred Gresens, Vorsitzender der gleichnamigen Strategiegruppe. Dennoch: „Vom größten Auftraggeber Vermögen und Bau würden wir uns wünschen, dass er deutlich mehr Wettbewerbe durchführt. Warum nicht den Wettbewerb zur Bedingung für die Bewilligung von Fördermitteln machen?“ Die Strategiegruppe erarbeite Positionierungen zu Wettbewerbsthemen und diskutiere auch, wie mit schlechter Vergabepraxis umzugehen sei – gerade, weil eine Kammer als Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht direkt klagen könne. Außerdem wirkt sie unter anderem beim Vergabetag Baden-Württemberg mit (die Federführung hat die Ingenieurkammer), organisiert den Preisgerichtstag und verleiht in unregelmäßigen Abständen den Ausloberpreis sowie den Auslober des Jahres. Auch bei ARCHIKON 2023 wird es zudem wieder einen festen Themenblock zu Vergabe und Wettbewerb geben