Nachhaltige Wohnkonzepte Entwurfsmethoden und Prozesse Hans Drexler, Sebastian El khouli, Edition Detail, 2012, 288 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Zeichnungen, 24 x 33 cm, Softcover, ISBN 978-3-920034-77-5, 49 Euro
Zugegeben, das N-Wort mag man nicht mehr hören, doch wenn es so abwechslungsreich beschrieben und dargestellt wird wie in dem Buch "Nachhaltige Wohnkonzepte" von Hans Drexler und Sebastian El khouli, bereitet es geradezu Lust auf nachhaltiges Bauen. Zwei Positionen werden dem Buch vorangestellt: In der ersten erzählt die französische Architektin und Architekturkritikerin Dominique Gauzin-Müller sehr interessant die "kleine Geschichte der nachhaltigen Architektur", in der zweiten "Nachhaltig entwerfen. Ein Statement" beschreibt der Schweizer Architekt Bob Gysin im wesentlichen die Rolle der Architekten. "Nachhaltigkeit muss von der Architektenschaft als Beitrag zu guter Architektur verstanden werden, nicht als Hindernis!" so Gysin.
Die Grundlagen und Strategien nachhaltigen Bauens erläutern die beiden Autoren im ersten Teil. Dabei stellen sie fest, dass sich die Architekturdebatten der letzten Jahrzehnte zunehmend vom Menschen und seinen Wünschen abgewandt haben. Ihrer Meinung nach existiert die Architektur nur noch in einem luft- und sinnleeren Raum fernab jeder Gebrauchstauglichkeit. Drexler und El khouli setzen sich für eine Architektur ein, "die nützt und die für das Individuum sinnvoll ist, weil sie angenehme Räume bietet, weil sie der Gesellschaft, deren gemeinschaftlicher Anstrengung Ergebnis sie ist, einen ästhetischen Ausdruck gibt und so Identität stiftet." So waren sie auch am 19. April im Rahmen der Vortragsreihe zum Jahresthema "Zukunft Architektur: nachhaltig entscheiden" überzeugend zu hören.
"Nachhaltige Wohnkonzepte" ist ein Grundlagenwerk zum Thema Wohnungsbau. Da künftig wieder mehr Wohnraum geschaffen werden muss, kommt es gerade zur rechten Zeit. Den Nachhaltigkeitsfragen geht die Publikation vor allem im Hinblick auf die Planung nach, analysiert aber auch die Nutzung und Alterung des Gebäudes im Lebenszyklus. Eine eigens hierfür in einem begleitenden Forschungsprojekt entwickelte Systematik von Kriterien eignet sich einerseits dazu, Gebäude zu vergleichen und zu bewerten. Andererseits kann sie auch gleichzeitig als Werkzeug genutzt werden, um im Planungsprozess die Nachhaltigkeit des zu entwickelnden Gebäudes zu optimieren.
Der Haupteil des "gewichtigen" Buches präsentiert zwölf herausragende Wohnbauten, die verdeutlichen, wie sich Kriterien und Aspekte des nachhaltigen Bauens in anspruchsvolle Architektur umsetzen lassen und wie diese zugleich erlebbar werden. Eine sehr lohnenswerte Lektüre, die nützliche Anregungen für zukunftsfähigen Wohnungsbau gibt.
Carmen Mundorff
26.10.2012
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