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Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.-Nr.: 2004-4-09
Aufgabe:
Städtebauliche und landschaftsplanerische Konzeption für den Gesamtbereich "Am alten Schlossplatz" in Willstätt
Auslober: Gemeinde Willstätt
Wettbewerbsart: Offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten und/oder Stadtplanern
Teilnehmer: 1. Phase 142 / 2. Phase 25
Fachpreisrichter: Bernhard Herzog, Rust; Pit Müller, Freiburg; Hubert Schnurr, Bühl; Günter Telian, Karlsruhe (V); Elke Ukas, Karlsruhe; Yvonne Faller, Freiburg; Prof. Ekkehard Hangarter, Malsch
Wettbewerbssumme: 38.500,00 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 13.05.2005/ 16.09.2005
Die städtebauliche Idee des Entwurfes wird von zwei Fixpunkten, Mühlengebäude/Gasthaus Rappen und Brotfabrik nach Süden entwickelt. Das Gasthaus Rappen und seine Nebengebäude werden abgebrochen und auf der Ostseite durch ein Wohn- und Geschäftshaus als neue Platzraumkante ersetzt. Damit entsteht ein gut proportionierter neuer "Mühlenplatz". Interessant ist der Vorschlag, das Mühlengebäude mit Arkaden zu gliedern und für eine Geschäftsnutzung zu öffnen. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass diese Maßnahme sorgfältig statisch zu prüfen ist und mit erheblichen Baukosten verbunden sein dürfte. Der Planverfasser erkennt, dass eine Gemeinde unter anderem von der Vernetzung ihrer Freiräume lebt. Mühlenplatz – Brotfabrik. Der Platzraum auf der Südseite der Brotfabrik in Verbindung mit einer Mehrgenerationen – Wohnbebauung ist gelungen. Der Plauelbach wird naturiert, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mit einer Wohnbebauung nach Süden ergänzt. Die städtebauliche Idee der kleinteiligen Freiraumbildung wird fortgesetzt, eine Planungsidee, die sehr zu begrüßen ist. Der Entwurf lebt in allen Bereichen von dieser Planungsidee. Mit dieser Idee wird die Wohnbebauung und ihr Zusammenwirken mit dem Bestand zur Selbstverständlichkeit. Soweit erforderlich, werden ausreichend große Abstandsflächen zu exponierten Altgebäuden (Villa) eingehalten. Der Verfasser erkennt auch im Textteil die Schwierigkeiten und Klippen der Realisierung einer städtebauliche Idee. Die Mischung der Wohnformen und der Grad der Verdichtung entsprechen den Anforderungen einer Gemeinde im ländlichen Raum. Dazu zählt auch die Gebäudeeinheit für Kleingewerbe an der Hornisgrindestraße. Das Erschließungssystem ist nach seiner Anlage mit den Bestandsflächen gesplittet vernetzt. Es ist den Nutzungserfordernissen entsprechend dimensioniert und wirtschaftlich gestaltet. Es wird mit einem Fußwegenetz ergänzt, das einen hohen Erlebniswert verspricht. Auch die Gestaltungsvorschläge für die Kinzigpromenade werden gut bewertet. Zusammenfassend ist festzustellen: Der städtebauliche Entwurf wird den ausgeschriebenen Anforderungen gerecht. Die städtebauliche Gesamtlösung ist positiv zu bewerten. Sie liegt im wirtschaftlichen Bereich.
Der Städtebau entwickelt sich in einer orthogonalen Grundstruktur zwischen Hanauerlandhalle und Brotfabrik. Positiv bewertet wird hierbei, dass die Verfasser durch eine Verlagerung der Stellplätze und eine entsprechende Neuanordnung mit einem markanten Baumdach die Hanauerlandhalle in das Strukturkonzept einbeziehen. So entwickelt sich zwischen den beiden Polen Brotfabrik und Hanauerlandhalle ein durchgängiges Quartier, das von Größe, Anordnung und Gestaltung der einzelnen Bauten der Umgebung angemessen ist. Der Plauelbach erhält einen ausreichend dimensionierten Freiraum, wenn auch die auffällige Verschwenkung überflüssig und unbegründet erscheint. Der Mühlplatz erhält durch den Erhalt des Rappens eine dem Umfeld entsprechende Größe. Die Straße "Am Mühlplatz" soll als Kinzigterrasse verkehrsberuhigt gestaltet werden, mit einem gebauten Ufer und einer markanten Akzentuierung durch ein geschnittenes Baumdach. Die dargestellte Art der Verbindung zum Mühlplatz und dem Schulareal wird als ein gelungener Beitrag bewertet. Die Zuordnung der Funktionen Gewerbe, Wohnen sowie öffentliche und private Dienstleistungen entspricht im wesentlichen den Vorgaben des Auslobers. Bedauerlicherweise fehlt jegliche Aussage bezüglich der künftigen Nutzung der Brotfabrik. Bemängelt wird die ausschließliche verkehrliche Erschließung über die vom Verfasser offensichtlich verkehrsberuhigten Bereiche "Hornisgrindestraße" und "Am Mühlplatz", die mögliche Verbindung der Hauptstraße ist ausdrücklich als reiner Fuß- / Radweg ausgewiesen. Insgesamt handelt es sich um ein schlüssiges und solides Gesamtkonzept, dessen Mängel in Erschließung und Freiraumgestaltung durchaus zu beheben sind.
Die Bebauung fügt sich hinsichtlich Struktur und Dimensionierung gut in das Ortsbild von Willstätt ein. Lediglich die Reihenhausbebauung am Quartiersplatz ist schlecht platziert und überdimensioniert. Durch die giebelständige Anordnung der Neubebauung werden interessante Straßenräume gebildet, deren Qualität durch die Anordnung der Garagen gemindert werden. Der Quartiersplatz ist ein echter Mittelpunkt dieses Neubaubereiches. Die Nutzungsabfolge Hanauerlandhalle / Schule – Kleingewerbe – Wohnbebauung ist situationsgerecht. Die bestehende Villa ist gut integriert. Die alte Brotfabrik ist entspre-chend ihrer architektonischen Bedeutung hervorgehoben. Eine umfassende Aussage zur Nutzung ist jedoch nicht gemacht. Die Mehrfamilienhäuser im Bereich der Brotfab-rik sind richtig platziert, die Erschließung dieser ist jedoch nicht eindeutig nachgewiesen. Die notwendigen Stellplätze sollen dort in einer Tiefgarage untergebracht werden. Der Platz beim ehemaligen Rappen ist überdimensioniert, die alte Mühle erhält den erforderlichen Freiraum. Durch den Neubau des Museums (Ölmühle) und unter Berück-sichtigung des Bestandes erhält die Straße Am Mühlplatz im nördlichen Bereich einen räumlichen Abschluss. Der südliche Bereich wird konsequenter Weise zur Einbahnstraße zurückgebaut, was eine Aufwertung des Kinzigufers mit sich bringt, die jedoch nur noch eine Befahrbarkeit in Nord-Süd-Richtung ermöglicht. Das Grünkonzept erscheint konsequent und der Örtlichkeit angemessen. Das Kinzigufer und der Plauelbach sind öffentlich zugänglich, das Wasser ist erlebbar und es werden interessante Grünräume gebildet. Die alte Brotfabrik bildet hierbei den architektonischen Abschluss des Plauelbachgrünbereiches. Das Stellplatzangebot im öffentlichen Bereich, auch entlang der neuen Erschließungsstraße, ist ausreichend. Die 55 Stellplätze an der Hornisgrindestraße sind erhalten. Die Erschließung des Altbestandes ist über einen verkehrsberuhigten Bereich am Mühlplatz sichergestellt. Die Neubebauung wird ausschließlich über die Hornisgrindestraße und mit einem Überlauf zur Schlossstraße erschlossen. Durch die Einbahnregelung am Mühlplatz und dem gewählten Erschließungssystem der Neubebauung ist eine Mehrbelastung des vorhandenen Straßennetzes (Hornisgrindestraße, Schlossstraße usw.) gegeben, was zu Störungen in diesen Wohnbereichen führt. Die fußläufige Erschließung ist zielorientiert ausgebildet.
Die Gruppierung der Wohngebäude um sogenannte Wohnhöfe nimmt in leicht veränderter Form bestehende Bebauungsstrukturen auf und fügt sich damit in das Ortsbild ein. Wünschenswert wäre dabei eine deutlichere Hierarchisierung von öffentlichen und privaten Freiflächen. Die Situierung der privaten Stellplätze fast ausschließlich entlang der Erschließungsstraße bedeutet eine starke Einschränkung der Nutzer- und Aufenthaltsqualität. Das Angebot an privaten Stellplätzen ist nicht ausreichend. Die gewerbliche Bebauung am Südrand des neuen Quartiers stellt eine adäquate Antwort auf die gegenüberliegende Hanauerlandhalle dar. Problematisch erscheint dabei die Parkierung im Tiefgeschoss. Positiv bewertet wird der Ansatz, die Uferbereiche der Plauelbaches und der Kinzig gleichwertig zu gestalten, besonders im Mündungsbereich des Baches, auch wenn die Realisierbarkeit fraglich ist. Leider ist der Plauelbach nur in Teilbereichen öffentlich zugänglich, da die privaten Grundstück bis ans Ufer reichen. Der neue Marktplatz erscheint in seinen Dimensionen zu groß, die räumliche Fassung ist unzureichend. Aussagen zur Gestaltung sind zu sparsam. Der komplette Rückbau der Straße entlang der Kinzig ist nicht erwünscht, da dadurch eine zu große Verkehrsbelastung auf die Schwarzwaldstraße verlagert wird. Die Erschließung des Wohngebietes nur an einer Stelle an der Hornisgrindestraße wird problematisch gesehen. Die Qualität der Arbeit liegt in der Aufnahme der Baustruktur und der Einfügung in den Bestand. Wünschenswert wäre eine eindeutigere Gestaltungsabsicht an den städtebaulich wichtigen Orten: Marktplatz und Brotfabrik.