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Aufgabe: Vorplanung eines Neubaus einer zweizügigen Ganztages-Grundschule für die Klassenstufen 1 bis 4. Die Ergänzung zum „Bildungshaus“ erfolgt durch die bauliche Einbindung eines Kinderhauses.Auslober: Universitätsstadt Tübingen, OB Boris PalmerWettbewerbsart: nichtoffener Realisierungswettbewerb Zulassungsbereich: EWR/WTOTeilnahmeberechtigung: ArchitektenTeilnehmer: 22 ausgewählte Teilnehmer, 20 ArbeitenFachpreisrichter: Prof. Cornelia Bott, Landschaftsarchitektin, Stuttgart; Prof. Manfred Hegger, Architekt, Kassel (V); Prof. Hansruedi Preisig, Architekt, Zürich; Christine Reck, Architektin, Biberach; Baubürgermeister Cord Soehlke, Architekt, Tübingen; Martin Haas, Architekt, Stuttgart; Andreas Haas, Tübingen, Architekt; Angela Weiskopf, StadtplanerinWettbewerbssumme: 45.000 Euro (inkl. MwSt.)Preisgericht: 08.07.2011
Der Beitrag greift das bestehende Pavillonthema in moderner Form auf. Die Kindertageseinrichtung als eingeschossiger Baukörper bildet den Auftakt, die Schule steht im hinteren Grundstückteil, analog gestaltet, jedoch zweigeschossig. Die quadratischen skulpturalen Baukörper sind sofort als Kinderhaus bzw. Schule zu erkennen und bieten für die Kinder vielfältige Identifikationsmöglichkeiten. Die Baukörper beziehen sich sehr stark aufeinander und bilden durch ihre leicht versetzte Anordnung die erforderlichen Freibereiche, die den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen gerecht werden. Ihre Gestaltung bleibt allerdings vage. Die vorgeschlagene einheitliche Materialität von Fassade und Dach wird als wichtiges Gestaltungsmerkmal anerkannt,ihre konkrete technische Umsetzung bleibt noch offen. Insgesamt bilden die Gebäude mit dem sie umgebenden Naturraum eine harmonische und dennoch spannungsreiche Einheit. Fraglich ist, ob die gewählte Form aufgrund ihrer sehr geringen Höhe den notwendigen städtebaulichen Akzent im Gesamtkontext der umgebenden Bebauung bieten kann. Der Zugang zu den Gebäuden ist einladend und gut organisiert. Im Inneren entwickeln sich die Grundrisse aus den quadratischen Flächen klar mit starkem Außenbezug. Durch faltbare Wände können Flächen zu Kommunikationszonen zusammengeschaltet werden. Das schulische Raumprogramm ist leicht übererfüllt, bietet dadurch jedoch ein hohes pädagogisches Potenzial und lässt eine gute Aufenthaltsqualität erwarten. Großzügige Bewegungsflächen gewährleisten einen reibungslosen Unterrichtsbetrieb. Der Entwurf bietet zahlreiche Vorschläge für eine identifikationsstiftende Innenraumgestaltung (Rückzugsnischen). Der Brandschutz scheint gewährleistet. Es handelt sich um einen der wenigen Entwürfe, der zwei getrennte Baukörper vorschlägt. Dies hat den Vorteil, dass bei zeitlich versetztem Bau die Störungen für die Schule im Vergleich zu anderen Entwürfen minimiert werden können. Allerdings ist dadurch auch der Austausch zwischen Schule und Kindergarten nicht so einfach zu organisieren. Die vorgeschlagene Baukonstruktion lässt im Zusammenspiel mit dem Energiekonzept eine durchschnittliche Wirtschaftlichkeit erwarten. Negativ ist hier allerdings die enorme überbaute Fläche zu bewerten, auch wenn dies nicht so wirkt. Das Projekt vermag die gestellten Nachhaltigkeitsanforderungen weitgehend zu erfüllen. Trotz den beiden Baukörpern weist es immerhin eine mittlere Kompaktheit auf. Der Ressourcenaufwand ist im mittleren Bereich. Von Vorteil ist die gewählte Fassaden- und Dachkonstruktion in Holz. Damit wird zumindest teilweise der Forderung nach nachwachsenden Rohstoffen Rechnung getragen. Der Strombedarf für die Tageslichtversorgung ist gering, vorteilhaft sind die gute Positionierung der Fenster und der zentralen Oberlichter. Um Überhitzungen im Sommer zu vermeiden ist ein effektiver Sonnenschutz unvermeidlich. Die Gestalterische Intension der PV-Anlage im Dach ist nicht nachgewiesen. Insgesamt bietet der Entwurf eine sehr überzeugende Lösung der gestellten Aufgabe, die vermutlich aufgrund bekannter und geschätzter Formensprache große Akzeptanz finden könnte.
Die Arbeit zeichnet sich durch eine eindeutige städtebauliche Situierung der Gebäude und durch eine klare Formensprache aus. Von Seiten der Uhlandstraße empfängt uns ein ‚rationales Gebäude, das Witz hat’. Es wird ein gelungener baulicher Endpunkt geschaffen, der städtebaulich auf das Wildermuth-Gymnasium positiv reagiert und die öffentlichen Freiraumbezüge bis zum Neckar deutlich stärkt. Die Grünfuge zum Neckar ist großzügig ausgebildet und der alte Baumbestand wurde berücksichtigt. Die S-Form artige Ausprägung des Baukörpers schafft differenzierte Raumbezüge, zum Einen die bauliche Konzentration zum Fahrradweg im Süden, zum Anderen ein vielseitig nutzbaren Freiraum im nördlichen und westlichen Bereich. Der geschwungene Naturerlebnispfad über die öffentliche Wegeverbindung bleibt abstrakt und dem Gremium nicht erklärbar. Der landschaftlich ausgebildete Grünraum steht im wohltuenden Kontrast zur strengen Gebäudeform. Der Ausdruck der Fassade lässt den Charakter eines Schulgebäudes erkennen. Das Entrée der Schule stellt einen funktionalen und räumlich gut entwickelten Freibereich dar. Der Eingang wirkt transparent im Bezug zum Außenraum und die Verteilungsfunktion im Innern ist überzeugend entwickelt. Jeder Bauteil hat einen eigenen Eingang. Beide Bereiche bilden eine partnerschaftliche Einheit. Sie finden ihren Ausdruck in der räumlichen Eigenständigkeit Kinderhaus und Schule einerseits und Verbundenheit andererseits. Im Ankommensbereich ist sowohl Gemeinsames als auch Getrenntes organisatorisch machbar. Die Einheiten können gut miteinander verbunden werden. Es gibt eine klare räumliche Zuordnung für Kleinkinder als Orientierungshilfe. Die Klassenräume im 1. OG sind unglücklicherweise vom Lehrerzimmer und Verwaltungsbereich getrennt. Die Räume mit ihren unterschiedlichen Nutzungen sind logisch zum Außenraum hin platziert. Die Freiraumsituation ist deutlich gegliedert und es ist möglich unterschiedliche Bereiche zu entwickeln. Alle begehbaren Flächen innen und außen sind barrierefrei. Die Möglichkeit, Schule und Kinderhaus modular auszubilden ist intelligent gelöst. Die Orientierbarkeit außerhalb und innerhalb des Bildungshauses ist gewährleistet, die Zuordnung der Raumnutzungen, Funktionen im EG im Westen wurde jedoch unglücklich gewählt, da der Bezug zum Außenraum nicht direkt genutzt werden kann. Ebenso wurde die spannende räumliche Situation des EG’s im OG nicht fortgesetzt. Die schmalen Flure sind für Gruppenarbeit nicht geeignet. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes scheint gegeben, da die Werte im positiven Bereich liegen. Das Projekt vermag die gestellten Nachhaltigkeitsanforderungen weitgehend zu erfüllen. Die Planungskennwerte wie Flächenversieglung, Flächeneffizienz und Kompaktheit sind durchschnittlich. Der Ressourcenbedarf für die Erstellung liegt im mittleren Bereich dank einer günstigen Baumasse (BRI 90% vom Mittelwert) und einer überwiegend dauerhaften Fassadenkonstruktion mit einer Klinkerbekleidung. Allerdings ist der Anteil an nachwachsenden Rohstoffen gering. Der Strombedarf ist niedrig, der Heizwärmebedarf im Mittel. Insgesamt ist die Idee überzeugend vorgetragen. Sie setzt die Wettbewerbsanforderungen gut um, schafft eine neue räumliche Identität als auch gestalterische und funktionale Qualitäten im Detail. Im Entwurf paaren sich Rationalität und Emotionalität in wundersamer Weise.