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Reg.Nr.: 2008-1-15Aufgabe: Neubau, Umbau und Fassadensanierung der Kreissparkasse Böblingen
Auslober: Kreissparkasse Böblingen
Wettbewerbsart: Einladungswettbewerb
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 7 ausgewählte Teilnehmer, 7 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Jörg Aldinger, Stuttgart (V); Prof. Hans Klumpp, Aichtal; Peter W. Schmidt, Architekt, Pforzheim; Jórunn Ragnarsdóttir, Stuttgart; Christine Kraayvanger, Böblingen; Prof. Christine Remensperger, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 92.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 19.02.2009
Die Arbeit besticht durch ein klares städtebauliches Konzept und gekonnte Anbindung an die heterogene, bestehende Randbebauung. Die sichtbare Aufwertung des öffentlichen Raums durch unterschiedliche Platzräume und die diagonale Durchwegung durch das Gebäude werden positiv bewertet. Der räumlich gefasste, öffentliche Platz kann durch eine geschickte Anordnung an unterschiedlichen Nutzungsbereichen eine hohe Aufenthaltsqualität und eine unverwechselbare Adresse für die Kreissparkasse Böblingen formulieren. Im Vergleich zu dem einladenden Eingang der Immobilienabteilung am Eibenplatz ist der Haupteingang der Kreissparkasse an der Bahnhofstraße viel zu klein geraten. Dieser Bedarf dringend einer Überarbeitung. Es sollte keinesfalls Konkurrenz zwischen den beiden unterschiedlichen Eingangssituationen entstehen. Ein eindeutiger Haupteingang ist eine dringende Anforderung des Nutzers. Die Anbindung zum Foyer auf der oberen Ebene der halböffentlichen Fläche ist durch den zweigeschossigen Luftraum und dem begrünten Innenhof gut gelungen. Die Absicht der Teilnehmer, den nördlichen Platz an der Wolfgang-Brumme-Allee zu aktivieren, ist klar erkennbar. Dennoch wird die Lage des Kasinos im rückwärtigen Bereich des Foyers kontrovers diskutiert. Der separate Eingang ist zwar vorhanden, die gewünschte Anblndung an das Foyer fehlt jedoch. Auch die Lage des Stuhllagers, der Toiletten und des flexiblen Konferenzbereichs wird als zu prominent empfunden. Vielleicht könnten diese beiden Funktionsbereiche ausgetauscht werden. Die genannten Mängel der Raumanordnung der oberen Eingangsebene werden durch die hohe Qualität der Grundrisse der Regelgeschosse ausgeglichen. Die gewählte Konstruktion ermöglicht hohe Flexibilität, gute Belichtung und hohe Arbeitsplatzqualität. Die eigenständige städtische Handschrift der Gestaltung der Fassaden wird lobend anerkannt. Dazu gehört auch der bewusste Umgang mit dem Bestand, weil jede Bauepoche in ihrer Qualität eigene Anerkennung bekommt. Insgesamt handelt es sich um eine hervorragend gut strukturierte, architektonische Lösung. Auch hohe Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Unterhalt der Bauten sind ein wichtiger Bestandteil der Gesamtlösung.
Der Neubau der Kreissparkasse wird in zwei winkeiförmige Baukörper aufgeteilt und fügt sich damit maßstäblich und strukturell gut in die städtebauliche Situation der Bahnhofstraße ein. ZwiSchen den beiden unabhängigen Baukörpern wird eine gradlinige, fußläulige Verbindung der Bahnhofstraße mit der Olgastraße und dem Friedrich-List-Platz angeboten. Leider so, dass sie den Anlieferbereich an der Olgastraße eine unangemessene Priorität einräumt und die wichtigere Ebene ± 0 vernachlässigt. Der Entwurf schließt völlig unproblematisch an den Bestand an und führt sehr selbstverständlich vorhandene Geometrien und Fluchten fort. Das Thema der Arkaden entlang der Wolfgang-Brumme-Allee wird aufgegriffen und in der Bahnhofstraße bis zur Einmündung in die Passage weitergeführt. Folgerichtig liegt an dieser Stelle auch der neue Haupteingang. Dieser allerdings entspricht in Größe und Ausbildung nicht seiner Bedeutung. Das Problem wird auch durch das Weglassen einiger Stützen nicht gelöst, im Gegenteil, diese konstruktive Unsauberkeit wird vom Preisgericht kritisiert. Der Eingangsbereich und vor allem der gesamte Beratungsbereich mit seinen Arbeitsplätzen an der Fassade und den vergleichsweisen dunklen Zonen in der Tiefe können nicht überzeugen. Der Aufgang und Weg zum Forum im EG ist lang und räumlich wenig attraktiv. Die Raumform des Neuen Forums mit ihren Möblierungsvorschlag kann nicht überzeugen. Ganz kritisch ist die Lage der Küche und die damit verbundene, mehr als umständliche Anlieferung. Positiv gesehen wird, dass unterschiedliche Bürostrukturen angeboten werden, dennoch wird festgestellt, dass entlang der Bahnhofstraße eine zu breite Gebäudetiefe angeboten wird, deren dunkle Mittelzonen nur schwer genutzt werden. Kontrovers diskutiert wird die räumliche Separierung der Immobilienabteilung. Insgesamt aber sind die Programmforderungen erfüllt. Die äußere Gestaltung entspricht dem gewünschten Ausdruck und Charakter eines modernen Bankgebäudes. Die vorgeschlagenen Materialien Sichtbeton, Naturstein und Glas unterstützen in angemessener Weise die architektonische Grundhaltung. Richtig empfunden wird der Vorschlag, die Hochhausfassade aus der Neubaufassade abzuleiten und so dem Neubau-Ensemble eine größere Homogenität zu verleihen. Die Kennwerte liegen im Durchschnitt und aufgrund der klaren Geometrie und sinnfälligen Konstruktion wird das Gebäude durchaus wirtschaftlich zu errichten sein. Insgesamt ein städtebaulich und architektonisch durchgängig qualilälsvoller Beitrag.
Die Verfasser zeigen mit ihrem Beitrag den Versuch, aus dem heterogenen Gebäudeensemble der Kreissparkasse Böblingen in Verbindung mit den Neubauten ein einheitliches Haus zu entwickeln. Diese durchaus wünschenswerte Haltung wird allerdings durch eine Vielzahl von Eingriffen erreicht, die äußerst kritisch zu hinterfragen sind. Die Arrondierung am Eibenplatz wird positiv gesehen. Der Baukörper in Verlangerung der Bahnhofstraße nimmt mit der auskragenden Dachplatte die Straßenflucht auf, erdgeschossig weicht die Bebauung zurück und leitet indirekt auf den zukünftigen Haupteingang der Kreissparkasse hin. Allerdings erschließt es sich dem Preisgericht nicht, weshalb die zurückspringende Bauflucht durch unterschiedliche, willkürlich angeordnete Bauteile wieder aufgebrochen wird. Diese Mittel sind dem eigentlichen Zweck nicht angemessen. In der Folgerichtig und aus dem Gesamtkonzept abgeleitet überbauen die Verfasser den nördlichen Grundstücksbereich, der zum Friedrich-List-Platz zugewandten Fläche. An dieser Stelle das Kasino anzuordnen und eine unabhängig von den übrigen Öffnungszeiten der Bank vorgegebene Nutzung zu erreichen, wird positiv gesehen. Durch die große Geste der Verfasser gelingt eine adäquate Zugangssituation zum Hauptsitz der Kreissparkasse Böblingen. Sie wird dem Wunsch des Auslobers nach einer repräsentativen Eingangssituation durchaus gerecht. Auch dem Ziel des Auslobers, eine Verbesserung der inneren Orientierung und Ordnung, Kundenzugänglichkeit und funktionalen Abläufe zu erhalten, entspricht dem Entwurf. Dies zeigt sich zudem bei der präzise angelegten Zugangssituation zum Neuen Forum, welches auf direktem Weg vom Haupteingang zu erreichen wäre, wenngleich es offen bleibt, wie dieser Bereich von den übrigen Bankfunktionen außerhalb deren Öffnungszeiten zu kontrollieren ist. Das Preisgericht erkennt ausdrücklich die direkte Verbindung von der Bahnhofstraße zum Friedrich-List-Platz an, allerdings wird der separat angeordnete Baukörper entlang der Olgastraße kritisch betrachtet. Eine dauerhafte Vermietbarkeit ist schwer vorstellbar. In diesem Zusammenhang ist auf die mangelnde Tageslichlführung im Durchgang zum Friedrich-List-Platz hinzuweisen. Auch die Arbeitsräume, die sich im Schatten des auskragenden Dachs befinden, entsprechen leider nicht den Vorstellungen an zeitgemäße Büroarbeitsplätze. Äußerst kritisch anzumerken ist, dass die Beratungsbereiche des Immobiliencenters direkt auf Straßenniveau an die Bahnhofstraße angrenzen. Diskretion und Nichteinheitlichkeit ist mit der vorgeschlagenen Fassadenkonzeption schwer vereinbar. Die vermeindliche Einheitlichkeit des Entwurfs und die Vereinfachung der inneren Organisation lassen sich nur durch erhebliche Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz sicherstellen. Dies ist nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen negativ zu bewerten. Die Anordnung einer fremdvermietbaren Fläche direkt am EIbenplatz wird anerkannt. Sie ist in Verbindung mit den erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz eine konsequente Umsetzung des Entwurfsgedankens. Der Entwurf zeichnet sich insgesamt durch eine einheitliche GestaltungsabSicht aus. Der Versuch von der Wolfgang-Brumme-Allee bis zur Bahnhofstraße dem Gebäude eine neue Außenhaut zu geben, wird anerkannt, deren architektonische Ausformulierung und scheinbare Leichtigkeit allerdings nicht gesehen. Insgesamt steilt sich bei dem Entwurf die Frage nach der architektonischen Haltung. Die Umsetzung einer zwanghaften Rundumerneuerung der Kreissparkasse Böblingen, die nur unter erheblichen funktionalen Beeinträchtigungen und mit enormem wirtschaftlichen Aufwand zu realisieren wäre, entspricht nicht den Vorsteliungen des Auslobers. Für das Preisgericht erschiießt sich nicht, welche Gestaltungsabsicht sich letztlich hinter der Fassadengliederung verbirgt, der architektonische Duktus ist eher unbefriedigend. Die energetische Notwendigkeit erscheint mit der vorgeschlagenen Konzeption, die auch über die bestehenden Bauteile hinweg geführt werden soil, nicht realisierbar. Mit dem Entwurf geiingt den Verfassern ein diskussionswürdiger Beitrag, im Hinblick auf einen ganzheitlichen Ansatz der unterschiediichen Gebäudestrukturen. Gleichwohl stellt sich hier die Frage nach der Sinnfäiligkeit und Angemessenheit der Mittel, die der Entwurf mit seinem Potenzial leider nicht ausschöpft.
Stadträumlich schließt der Neubau das Quartier viergeschossig zur Bahnhofstraße hin ab. Zur Olgastraße hin entsteht eine öffentliche Passage, die das obere Niveau des Bestands anbinden soll, die jedoch durch ihre Breite und Höhenbegrenzung nicht die erwartete Aufenthaitsqualität bieten kann. Der ebenerdig überdeckte Durchgang wirkt unattraktiv; auch ist das räumliche Ende der Passage unbefriedigend. Die Adressbildung mit Zugänglichkeit Sparkasse wird mit dem Kopfbau an der Ecke verknüpft. Die zunächst plausible Lage wird jedoch nur mit gestalterischen Attitüden markiert. Ein räumliches Erieben wird leider nicht erreicht. Die innere Organisation und Erschließung bzw. Wegeverbindung Werden als übersichtlich empfunden, auch lassen die Bürozonen flexible Arbeitsbereiche zu. Die Kundenkonzentration um den Eingangsbereich ist gut gelöst. Die Raumfolge Forum-Casino-Innenhof wird positiv bewertet. Die Raumqualität im Kasino wird durch fehlende, natürliche Belichtung und einen schwierigen Raumzuschnitt in Frage gestellt. Die Zugänglichkeit bei Veranstaltungen über das Foyer und Kasino ist nicht im Sinne des Auslobers gelöst. Die Abtrennung des SB-Bereichs ist nachts schwer lösbar. Es gibt auch keine klare Abtrennung zwischen dem vermietbaren und eigengenutzten Gebäudeteil. Die architektonische Gestaltung wirkt zum Teil aufgesetzt, durch den Wechsel zwischen Stilelementen fast beliebig und lässt eine Gesamthaltung leider vermissen. Die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs liegt im mittleren Bereich, wobei die gläserne Halle unter energetischen Aspekten aufwändig erscheint. Der ausgelagerte Technikbereich im 3. UG ist durch die aufwändige Anbindung und Hochwasserstand nicht sinnvoll. Die Qualität der Arbeit liegt in kleinen Binnenlösungen, allerdings vermisst das Preisgericht die qualitätsvolle Gesamtlösung.