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Reg.Nr.: 2005-3-07Aufgabe: Bauliche und freiraumplanerische Umgestaltung und Neustrukturierung der Kurfürsten-Anlage im Bereich zwischen Adenauerplatz und Römerkreis in Heidelberg
Auslober: Rhein-Neckar-Kreis, Amt für Grundstücks- und Gebäudemanagement
Wettbewerbsart: offener Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: EWR, WTO
Teilnahmeberechtigung: Stadtplaner und Landschaftsarchitekten als zwingende Arbeitsgemeinschaft
Teilnehmer: 25
Fachpreisrichter: Anette Friedrich, Heidelberg; Ariane Röntz, Berlin/Kassel; Sofie Wolfrum, Karlsruhe/München; Carl Fingerhuth, Zürich (V); Jörn Walter, Hamburg; Angela Bezzenberger, Darmstadt; Stefan Rees, Heidelberg
Wettbewerbssumme: 49.000;00 Euro (ohne MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 07.12.2005
Leitidee ist die Entwicklung der Kurfürsten-Anlage als durchgängige Allee vom Bahnhof zum Adenauerplatz. Diese Allee wird östlich des Römerkreises durch eine Raumkante in Form einer 5-geschossigen Bebauung unterstützt. Durchbrüche und Höhenversätze schaffen einen spannenden Rhythmus dieses Baukörpers. Den Auftakt des neuen Quartiers am Römerkreis bildet ein organischer Kopfbau, der die ovale Form des Römerkreises aufnimmt und eigenständig interpretiert. Die Aufnahme der Baustruktur der Weststadt durch die neuen Blöcke wird positiv gesehen. Die aufgelockerte Blockstruktur schafft ruhige attraktive Innenhöfe, die unter verschiedenen Themen (‚Grüner Platz’, ‚Städtischer Platz’) entwickelt werden sollen. In der Fortsetzung der Landhausstraße wird ein urbaner öffentlicher Platz geschaffen. Besonders hervorzuheben ist die durchdachte Nord-Süd-Verbindung von der Weststadt bis zum Neckar. Positiv ist zu bewerten, dass das Wohnen zur lärmabgewandten Bahnhofstraße orientiert ist. Es wird eine vielfältige, kleinteilige Nutzung ermöglicht, die sich an die Struktur der Weststadt anlehnt. Der Leitgedanke ‚Allee’ wird auf der westlichen Seite der Kurfürsten-Anlage konsequent fortgesetzt. In den vorhandenen, bislang nicht erlebbaren Grünstrukturen in diesem Bereich wird durch die Anlage einer durchgängigen Fußgängerallee, vom Verfasser ‚urbanes Parkband’ genannt, ein klares Wegekonzept zwischen Bahnhof und Römerkreis geschaffen. Zu den Straßen hin werden die Alleen durch bandartige Heckenstrukturen abgeschirmt. Kritisch gesehen wird, dass das Grünkonzept östlich des Römerkreises nicht fortgesetzt wird. Der Römerkreis wird als eigenständiges Element gesehen und durch die Anlage von Heckenbändern und Baumpflanzungen betont. Eine analoge Gestaltung ist für den Adenauerplatz vorgesehen. Ein besonderes Lichtkonzept soll die Qualitäten der Freiräume betonen und durch individuelle Beleuchtung akzentuieren. Die Verkehrsführung im Bereich Römerplatz und Kurfürsten-Anlage bleibt unverändert. Für die Bahnhofstraße ist eine Verengung des Querschnitts durch den Wegfall eines Parkierungsstreifens vorgesehen. Hervorzuheben ist, dass das Konzept abschnittsweise, auch in Abhängigkeit der Verfügbarkeit, umgesetzt werden kann. Die Ladenzeile an der Kurfürsten-Anlage kann vorerst erhalten werden.
Der Entwurf überzeugt durch eine sehr klare und robuste städtebauliche Struktur, die die Kurfürstenanlage in zwei separate Abschnitte gliedert, wobei der westliche Abschnitt die Funktion einer "Rambla" übernehmen soll, während der östliche als gefasste Allee gedacht ist. Konsequent wird in diesem Konzept die Bahnhofsstraße zu einer normalen Stadtstraße zurückgebaut und der Römerkreis von jeglichen Bepflanzungen freigehalten. Allerdings ist zu hinterfragen, ob der aufwändige Umbau des Römerkreises für den Gesamtentwurf einen adäquaten Nutzen bringt. Die vorgeschlagene Bebauungsstruktur mit in sich differenzierten Blöcken wird durch zwei Stadtplätze sinnvoll gegliedert und schafft sowohl am Römerkreis wie auch gegenüber der ehemaligen Landeszentralbank zwei herausgehobene Baufelder für besondere Nutzungen. Die Blöcke wiederum unterbreiten insbesondere für das Wohnen in der Stadt ein sehr interessantes Angebot hinsichtlich der vorgeschlagenen Stadthäuser, die zu einer deutlichen Belebung und Integration des Quartiers in die Weststadt führen werden. Alternativ halten sie auch die Option offen, in den drei mittleren Blöcken die bestehenden Behörden sehr viel attraktiver als zur Zeit unterbringen zu können. Die Qualität der vorgeschlagenen Rambla und der Allee wird in einer sehr städtischen Charakteristik liegen, die sich deutlich von den Quartiersplätzen zwischen den Baublöcken unterscheidet. Die Quartiersplätze wiederum haben eine sehr angenehme Proportion und konzentrieren die Übergänge an stadträumlich plausiblen Stellen. Dazu kontrastieren konsequent die privat ausgerichteten Innenhöfe der Blöcke. Kritisch wird vom Preisgericht die etwas pathetische Entwurfshaltung gesehen, die sich insbesondere im Terrassengebäude östlich des Römerkreises ausdrückt, das die Jury nicht überzeugt hat. Demgegenüber ist am östlichen Ende eine sehr gute Bebauungslösung gefunden, die sowohl mit dem Bestand wie auch mit einer möglichen späteren Vervollständigung geschickt umgeht. Insgesamt ein sehr gut strukturierter und funktionierender Entwurf, der ein sehr stabiles Gerüst für eine städtebauliche Neuordnung der gesamten Kurfürstenanlage vom Hauptbahnhof bis zum Adenauerplatz
Die Verfasser greifen die vorgefundene Grundqualität des Stadtraums auf und entwickeln einen urbanen linearen Boulevard vom Bahnhof bis zum Adenauerplatz. Dabei wird die stadträumliche Struktur systemisch gedacht. Auf den unterschiedlichen Ebenen verknüpfen sich städtische Strukturen, Nutzungen, Funktionen und ästhetische Kategorien und bedingen sich gegenseitig. Die Entscheidung, die Straßenbahn im Norden der Kurfürsten-Anlage (Boulevard) zu führen, erfordert den Umbau des heutigen Kreisels in eine Kreuzung. Damit verbindet sich der Vorteil und die Grundlage für die konsequente Gestaltung des Boulevards. Die Verfasser begreifen ihn weniger als Aufenthaltsraum denn als qualitätvollen transistorischen Raum mit kraftvoller städtebaulicher Wirkung. Dabei wird der Raum nicht mit Nutzungen überfrachtet, bleibt angenehm ruhig und erhält nur an den funktional wichtigen Orten wie z. B. im Bereich der Straßenbahnhaltestellen platzartige Aufweitungen. An anderer Stelle werden mit Öffnungen in der zeilenartigen Bebauung an der Bahnhofstraße Blickbeziehungen über den Boulevard hinaus gelenkt und übergreifende Wegeverbindungen geschaffen. Auch der großzügige Platz vor dem Hotel bedeutet eine Aufwertung für die Nutzung und Verknüpfung mit dem Adenauerplatz. Das Vegetationskonzept unterstreicht die parkartige städtische Grundstruktur, indem es aus wenigen Elementen besteht und doch feinsinnig in der Wahl ist. So bieten die unterschiedlichen Baumarten aus verschiedenen Nationen gedankliche Anknüpfungen an die unterschiedlichen Nationalitäten, die sich in der Stadt bewegen, z.B. vom Bahnhof durch die Stadt zum Schloss. Die nördliche Vorzone der vorgeschlagenen Bebauung differenziert den Boulevard durch ein anderes Vegetationsbild, das auf die Gebäudenutzungen unterschiedlich reagiert. Diese Differenzierung setzt sich im Nutzungsvorschlag für die gläserne Gebäudezone fort. Die Zeilenbebauung an der Bahnhofstraße greift den Rhythmus der Weststadt auf und wertet sie durch Nutzung und Gestaltung auf. Nach allem Lob ist ein Mangel anzuführen, der in den geringen Ausnutzungsziffern liegt, um ein solches Konzept umsetzen zu können. Auch wirkt der bauliche Vorschlag am östlichen Ende zu kraftlos.
Die Kurfürsten-Anlage wird als durchgängige Achse vom Bahnhof bis zum Adenauerplatz durch ein Wasserbecken und Baumreihen begleitet. Das ist großzügig und entschieden, vermeidet aber auch das überinstrumentierte Vielerlei einer Spiel- und Spaß-Anlage. So wird der Stadtgrundriss wie ein historischer Text lesbar gemacht und zugleich in unsere Zeit geholt. Die Geste ist stark genug, sich gegenüber der stark befahrenen Kurfürsten Anlage zu behaupten, elegant in ihrer zurückhaltenden Detaillierung und differenziert genug, um einen Aufenthaltsraum für urbane Flaneure zu bieten. Die neuen Baufelder setzen in äußerst bescheidener und konsequenter Weise die Struktur der Weststadt fort. Der Schwarzplan suggeriert, es sei schon immer so gewesen. Auch die Nutzung mit vorwiegend Wohnhäusern und kleineren Gewerbe- und Handelsläden an der KurfürstenAnlage erklären sich aus der Struktur der Weststadt. Hier muss die Frage gestellt werden, ob nicht die Vorzugslage des ettbewerbsgebietes zwischen Bahnhof und Altstadt auch Nutzungen der Kernstadt mit größerem Flächenbedarf aufnehmen könnte. Andererseits ist die Grundstruktur der 3 Blöcke auch so flexibel angelegt, dass auch andere Nutzungen wie der Verbleib der Gerichte realisierbar wären. Im Sinne dieser insgesamt unspektakulären Entwurfshaltung wird auch die bestehende Verkehrsführung weitgehend belassen. Der Entwurf ist zurückhaltend, unspektakulär und wirtschaftlich tragfähig. Man ginge kein Risiko ein, da er in seiner zukünftigen Detaillierung ein hohes Potential an Flexibilität aufweist. Er betont den öffentlichen Raum mit der nötigen Kraft und lässt Nutzungsvielfalt zu. Liegt in seiner Bescheidenheit wirklich seine Größe? Oder bietet er einfach genügend Projektionsfläche, um viele denkbare Zukünfte darin zu sehen, die sich dennoch wenig von der vorhandenen Gegenwart der Weststadt unterscheiden?