Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2006-3-10Aufgabe: Freiflächenplanung und städtebauliche Planung des Geländes der Landesgartenschau 2012 in Nagold
Auslober: Stadt Nagold, Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Garten- und Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, Architekten und Stadtplaner nur in Arbeitsgemeinschaft mit Garten- und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 36 (27+9) Ausgewählte, 25 Abgaben
Fachpreisrichter: Prof. Arno Sighard Schmid, Leonberg (V); Angela Bezzenberger, Darmstadt; Christof Luz, Stuttgart; Dieter Pfrommer, Stuttgart; Axel Christoph Lohrer, München; Prof. Hans Dieter Lutz, Stuttgart; Dr. Bernd Fahle, Freiburg; Ralf Fuhrländer, Nagold; Carolin Von Lintig, Reutlingen; Volker Rosenstiel, Freiburg; Guido Grüner, Nagold
Wettbewerbssumme: 103.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 29./30.06.2007
Mit dem Motto "Grünes Rückgrat der Stadt Nagold" wird die Leitidee des Wettbewerbs aufgenommen und mit städtebaulichen Verknüpfungen und Beziehungen optimal vernetzt. Grüne räumliche Aufweitungen in den Entwicklungsbereichen Calwer Decken, Messe und Riedbrunnen werten die Standorte auf und gliedern der langen Grünraum an der Waldach erlebnisreich. Altstadt, Nagoldpark und Quartierspark "im Krautbühl" werden planerisch als Gesamtbereich entwickelt. Sowohl für die Ausstellung als auch für die Daueranlage stellt dies eine günstige Ausgangssituation für die Gestaltung eines Erlebnisparkes dar. Der Bereich zwischen Altstadt und Glockenrain wird richtigerweise naturnah belassen und mit Kleingartenanlagen und Freizeitgärten am Waldrand aufgewertet. Der zentrale Bereich zwischen Altstadt und Nagold ist als Uferpromenade vorgeschlagen. Im Norden wird die Promenade über eine neue Brücke mit dem Kleb an der richtigen Stelle verbunden, um den Hangfuß zu erschließen. Der Longwyplatz ist als öffentlicher Raum mit unterschiedlichen Gestaltungselementen bis zur Ankerbrauerei verlängert und platzartig aufgeweitet. Eine breite Treppe zur Nagold auf Höhe der Badgasse ermöglicht den Zugang zum Wasser. Kritisch wäre anzumerken, dass eine stärkere Öffnung zum Kleb eine bessere Sichtverbindung zum Stadtgarten und eine bessere Einbindung des Hangfußes ermöglichen könnte.Im Krautbühl wird eine klare städtebauliche Struktur zugrunde gelegt. Die Neubebauung bildet eine harte Stadtgrenze, die Mündungsspitze mit der bestehenden Brücke wird durch einen Baumhain betont. Das gesamte Parkgelände "Krautbühl" erstreckt sich offen zwischen Mündungsspitze und dem Krautbühl entlang der Neubebauung. Der Stadtpark springt harmonisch zum Krautbühl über und entwickelt sich weiter in den südöstlichen Stadtbereich bis zur Freudenstädter Straße. Gleichzeitig wird eine Verbindung zur Hohennagold über einen langen Treppenaufgang zusätzlich angeboten. Diese Treppe ist ein positiver Beitrag des Entwurfs, muss jedoch mit dem Naturschutz abgeklärt werden. Eine Quartiersgarage unter der Neubebauung deckt sowohl private als auch öffentliche Parkierungswünsche (Schwimmbad) ab. Als wenig sensibel werden die Spiel- und Sportfelder vor der Neubebauung beurteilt. Hier ist ein klassischer Konflikt möglicherweise vorprogrammiert. Ein neuer Quartierspark im Riedbrunnen beim Viadukt zusammen mit dem grünen Band an der Waldach stellen eine sehr gute Grundlage für die Entwicklung dieses Standortes dar. Der städtebauliche Entwurf des neuen Stadtbereiches wird sensibel aus der vorgefundenen Struktur (Bestandsgebäude) und Topografie herausgearbeitet. Die Aufteilung der Wohnformen mit Stadthäusern an der Waldach, Reihenhäuser zur Haiterbacher Straße und innovativen Haustypen zur Schillerstraße, zeigt große Entwicklungspotenziale auf und lässt eine gute Vermarktung erwarten. Diese klare Grundstruktur mit dem Quartierspark am Viadukt lässt sich auch bei der Ausstellung attraktiv gestalten. Die einzelnen Vorschläge zur Ausstellung sind gut thematisch gegliedert.
Die Verfasser setzen am Besonderen des Ortes - dem Teilraum und seinen Wasserläufen an. Unter dem Motto – vernetzen; verzahnen; prägend; belebend – arbeiten sie die individuellen Potentiale von Teilabschnitten geschickt heraus, verlieren jedoch nicht den Blick aufs ganze und schaffen so eine abwechslungsreiche Szenenfolge einladender Grünräume mit erlebbarer Weite. Sie konzentrieren sich dabei stark auf die drei Kernbereiche – Altstadt, Stadtpark, Riedbrunnen. Ein zur verbindenden Uferpromenade erweiterter Longwyplatz fasst die Altstadt und steht mit ihrem steinernen Ufer in einem reizvollen Dialog mit dem gegenüberliegenden grünen Park. Dessen Schwerpunkte Schlossterrasse und Mündungsplatz sind richtig gesetzt, öffnen prägende Ausblicke und leiten in die weiteren Parkräume mit attraktiven Ausstattungen und Teilräumen über. Kritisch diskutiert werden die vorgeschlagenen Glaskuben und die Notwendigkeit einer baulichen Fassung des Grabhügels. Geschickt jedoch reagieren die Verfasser auf noch offene Punkte (Ankerbrauerei) und bieten hierfür sinnvolle Entwicklungsperspektiven. In wohltuender Eigenständigkeit platziert sich die vorgeschlagene Gartenstadt vor der skulpturalen Kulisse des Viadukts. Umgebendes Grün und querende Waldach ergänzen das sympathisch kompakte Baufeld mit nutzbaren wie abwechslungsreichen Freiräumen. Die Gartenschaukonzeption entwickelt sich klar aus der vorgeschlagenen Daueranlage. Sie konzentriert sich dabei auf die drei Kernschwerpunkte und präsentiert dort eine abwechslungsreiche Bilderfolge urbanen Grüns, die kleinen Gärten und Fugen der Stadt der intensive und dauerhafte Park sowie der konzentrierte Korb temporärer Beiträge auf die zukünftigen Baufelder am Riedbrunnen. Eine vorgezogene Realisierung von Teilabschnitten im Riedbrunnen ist leider nicht gegeben. Die eingezäunten Bereiche umschließen eine ausreichend große Fläche, die Spielraum für die zukünftige Entwicklung der Gartenschau erwarten lässt. Auch wenn sich am Riedbrunnen ein gewisses deja vu nicht vermeiden lässt und eine wirklich verbindende Ausstellungsidee zwischen den Schwerpunkten vermisst wird, so stellt der Vorschlag sicherlich einen machbaren Ansatz für eine Gartenschau dar, - sowie auch die Daueranlage durch gutes Handwerk überzeugt und sicherlich ein für Nagold angemessene Entwicklung – und dies in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen – erwarten lässt.
Die Verfasser definieren auf ebenso kraftvolle wie einfühlsame Weise das Motto der Grünen Urbanität als eine dialektische Beziehung von städtisch gebauter und landschaftlicher Struktur, die Gegensatz und Verflechtung gleichermaßen zum Thema macht. Stadtlauf, Waldlauf, Flusslauf und Bachlauf sind Bilder, nach denen die vorgeschlagenen städtebaulichen und landschaftlich gliedernden Nutzungen und Gestaltungen in der Sequenz nachvollziehbar inszeniert und erlebbar gemacht werden. Unter weitgehendem Verzicht auf differenziertere Aussagen zum Gesamtraum beider Gewässer von der Messe bis zum Glockenrain - mit einer allerdings im Detail sorgfältig gestalteten Wegeführung - liegt der Schwerpunkt der Ausarbeitung in den zentralen Bereichen Stadtgarten/historische Altstadt und Riedbrunnen. Beide Bereiche stellen in einer individuellen Interpretation und gleichermaßen konsequent ein jeweils befestigt hartes und ein landschaftlich weiches Ufer von Nagold und Waldach gegenüber, verbunden durch Brücken, die durch das übergreifende Wegenetz folgerichtig begründet sind. In der herausgestellten sequentiellen Wegestruktur wird sowohl für die Altstadt wie für den Stadtgarten eine orientierungsleichte und erlebnisreiche Folge von Orten markiert. Der Stadt entlang lassen grüne Inseln, Themengärten und der kleine Stadtgarten den Verlauf der historischen Stadtbefestigung aufleben. Im Landschaftsraum verbinden klar herausgearbeitete Plätze, Brückenverbindungen und Grüngestaltungen vorhandene und neu entwickelte Nutzungsereignisse. Ein besonderes Erlebnis versprechen die behutsam in den Hangfuß und Wald eingelassenen Waldgärten und deren Wege- und Treppenverbindungen, mit denen funktionale und ökologische Interessen versöhnlich erscheinen. Es gibt allerdings auch Realisierungshindernisse: der Baumplatz liegt über einem dort vorhandenen Regenüberlaufbecken und die Waldgärten müssten teilweise hinsichtlich Topografie und Natur geprüft werden. Lobenswert ist das vorgeschlagene Gewässererlebnis durch schwimmende Gärten und intensiven Bootsbetrieb. Auch im Detail werden ebenso klare wie sensible Gestaltungsvorschläge gemacht, wie etwa die lang gezogene Stadtufertreppe zu Nagold und Waldach, mit der großzügigen offenen Stadtuferpromenade vom Schiffswehr bis zum ZOB oder die abgestufte Wegegliederung mit markanter Sitzkante am Hangfuß des Schlossbergs. Der lang gezogene Uferverbau wird bei einer Realisierung in der gesamten Länge aus gewässerökologischer Sicht allerdings kritisch bewertet. Im Bereich Riedbrunnen vereint eine klare, zugleich leicht gebrochene Ost - West gerichtete Bandflächenstruktur nicht nur die beiden Ufer der Waldach über die schöne zentrale Gewässeraufweitung und den – vielleicht etwas überdimensionierten - qualitätsvollen westlichen Uferplatz hinweg. Sie geben auch die Struktur vor für die zeitliche Entwicklung vom Ausstellungsgelände zum zukünftigen Siedlungsschwerpunkt, der in Teilen auch zeitnah realisiert werden kann. Das städtebauliche Ergebnis ist siedlungsstrukturell sowohl in seiner Offenheit für unterschiedliche Wohnformen wie auch in seiner Dichte und Orientierung dem kernstädtischen Standort im Viaduktbogen sehr angemessen.
Die städtebaulichen und freiraumsichernden Erfordernisse, die mit der Aufgabenstellung der LGS Nagold verbunden sind, werden richtig erkannt und mit maßvollen Mitteln umgesetzt. Die Altstadt mit ihrem Rändern zu sichern (Allee) und im Anschlussbereich zu ergänzen (neue Randbebauung) steht neben einem Plädoyer für möglichst offene und landschaftsgerechte "Nagoldwiesen" in der erdenklichen Weite und Überschaubarkeit.Der Bereich Riedbrunnen wird zu einem neuen Stück Stadt in entsprechender Dichte, die mit dem Viaduktpark und der Waldachaue eine gute Freiraumversorgung an den entscheidenden Stellen erhält.Die Übergänge nach Norden (Glockenrain) und Süden (Messe) werden sanft und gewässergerecht weiterentwickelt und in ihren Verbindungsfunktionen ergänzt. Bei näherer Betrachtung gibt es einige Nachdenklichkeit: Der Longwyplatz als Fenster der Altstadt und Zentrum der Landesgartenschau wird bei weitgehender Erhaltung der Ankerbrauerei sauber herausgearbeitet. Dabei gelingt es, befestigte und abgeflachte von Ufern interessant zueinander zu kombinieren. In der Betonung des Nagoldbogens durch neue Mittel (Allee zum Altenheim, Holzdecks als Nagoldterrassen, etc.) entsteht eine dem Fluss folgende Entwicklungsgeste, die zu groß kommt und kein Ende nimmt. Dazu kommt, dass die Holzdecks im Fluss hochwassergefährdet sind. Die bauliche Entwicklung der Stadt am Nagoldufer West geht weit über die Aufgabenstellung hinaus auf bestehende Bauflächen, die nicht in der Form zur Verfügung stehen. Die vorgeschlagenen Wegeführungen und Brücken, mit denen die großzügigen Aueflächen erreicht werden, sind in ihrer Verbindungsfunktion umständlich geführt (z.B. Anbindung Altstadt an Badepark). Die Nagoldterrassen und das gärtnerische Uferband stellen sich gegen die Landschaftlichkeit der Aue. Der Hangfuß des Schlossbergs ist sehr rücksichtsvoll und schutzgutgerecht beruhigt und der neue flachere Aufstiegsweg gut gelegt. Die Stadterweiterung Riedbrunnen ist mit einfachen Erschließungslinien und möglicher Abschnittbildung gut gelungen. Die vorgeschlagene Varianz der Bebauung und deren Orientierung könnte noch verbessert werden. Das Quartierszentrum wird auf Dauer nicht gebraucht, ist aber für die LGS geradezu notwendig. Das LGS-Programm der Arbeit ist gut mit der Stadt verzahnt. Besonders hervorzuheben ist die Stellung des Longwyplatzes als Portal in die Altstadt vor der LGS (vor dem Haupteingang). Damit wird jeder LGS-Besucher geradezu animiert, Nagold als Stadt und nicht nur als Landschaft erleben zu wollen. Der betriebene Aufwand ist sowohl hinsichtlich der baulichen Maßnahmen als auch der Nutzung des Bestandes sehr maßvoll.
Das hauptsächliche Anliegen der Verfasser, die Altstadt mit den Uferbereichen besser zu verknüpfen und die dortigen Freiräume zu entwickeln ist richtig und wird begrüßt. Dies entspricht dem Anliegen der grünen Urbanität. Konsequenterweise liegen dementsprechend im "Nagoldpark" auch wichtige Schwerpunkte. Die Anknüpfung an der Schule mit einem kleinen Park an der Stadtmauer erfolgt angenehm zurückhaltend aber auch deutlich, die Fortführung über eine neue Brücke zum Schlossberg ist richtig. Die Umgestaltung des Longwyplatzes ist schlicht und verbessert die Situation räumlich bei weitem. Allerdings erscheint sie z. T. auch etwas zu großstädtisch. Das Bemühen den Bereich in Richtung ZOB erweitern ist interessant, bedarf aber der genauen Überprüfung der Verfügbarkeit und des Bestandes. Die Vorschläge zum Krautbühl und Nagoldufer West bewirken durch zusätzliche und neue Inhalte eine bessere Inwertsetzung des Keltengrabs, bilden zugleich eine städtebaulich-landschaftsgestalterische Gesamtheit und schaffen Nutzungsmöglichkeiten. Der einfach gehaltene Stadtpark erfährt durch eingefügte, leicht erhöhte Nutzungsfelder und die Hanggärten eine Aufwertung und Bereicherung. Kleinere Teile und eine wichtige Wegeverbindung liegen allerdings im NSG. Die fächerförmige Erschließung führt zwar nicht immer zu wünschenswerten flüssigen Verbindungen (etwa von der Stadt zum Bad), bildet aber zusammen mit der umgestalteten Mündungsspitze ein logisches und räumlich schlüssiges System, das die richtigen Punkte aufwertet. Der Vorschlag für den Bereich Riedbrunnen besticht durch ein starkes und konsequentes Freiraumsystem, allerdings zu Lasten bebaubarer Flächen. Der Park an der Waldach integriert gestalterische, soziale und ökologische Belange hervorragend. Die Erschließungen sind schlüssig und orientieren sich an freiräumlichen Belangen. Allerdings bleiben weite Teile des Konzepts reine Theorie bzw. sind allenfalls sehr langfristig umsetzbar, weil die Bereiche und Grundstücke nicht zur Verfügung stehen. Ebenso sind die vorgeschlagenen Entwicklungen im Süden konsequent und prinzipiel gut, jedoch im Wesentlichen nur in sehr langfristigen Prozessen umzusetzen. Der Bereich Glockenrain bleibt schlicht, erfährt einfache und behutsame Ergänzungen und ist nicht zu beanstanden. Die Vorschläge zum Ausstellungskonzept sind sehr interessant, vor allem vom übergeordneten Ansatz her gut, fügen sich auch konsequent in das landschaftsgestalterische und städtebauliche Konzept auf Dauer ein. Demzufoge sind allerdings große Teile im Riedbrunnen nicht möglich; die verbleibende Bereiche ergeben eher mangelhafte Ausstellungsteile. Insoweit zeigt die Arbeit auf sehr qualitätvolle Weise die kurzfristige Möglichkeiten im Kern und zugleich eher visionär die Potentiale im Süden. Wünschenswert wäre, wenn diese beiden Pole besser zur Deckung gebracht worden wären.