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Reg.Nr.: 2008-3-11Aufgabe:1.Stufe: Strategie für das Neckarufer 2.Stufe: Freiraumplanerische Gestaltung und städtebauliche Einbindung von zwei Vertiefungsbereichen
Auslober: Stadt Heidelberg
Wettbewerbsart: offener zweistufiger städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: AG von Landschaftsarchitekten mit Architekten und/oder Stadtplanern
Teilnehmer: 1. Stufe: 39 Bewerbungen, 22 Arbeiten 2.Stufe: 15 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Undine Giseke, Landschaftsarchitektin, Berlin/Leipzig (V); Prof. Hinnerk Wehberg, Landschaftsarchitekt, Hamburg; Prof. Christiane Sörensen, Landschaftsarchitektin, Hamburg; Prof. Carl Fingerhuth, Stadtplaner, Zürich; Prof. Michael Braum, Stadtplaner, Potsdam/Berlin; Annette Friedrich, Heidelberg; Prof. Manfred Hegger, Architekt, Darmstadt/Kassel; Ingrid Spengler, Architektin, Hamburg; Mathias Hotz, Architekt, Freiburg; Dr. Henning Krug, Heidelberg; Dr- Ernst Baader, Heidelberg; Mieke de Jonge, Architektin, Heidelberg; Dr. Ernst Baader, Heidelberg
Wettbewerbssumme: 100.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 1.Stufe: 22.10.2008, 2.Stufe: 29.01.2009
Leitidee: Das lineare Band des Stadtufers wird als Folge von grünen Kanten, Stadtplätzen und Bauwerken ("Alte Brücke", "Marstall", Stadthalle) gelesen. Durch die Abfolge von Bauwerken und der sie verbindenden urbanen Räume bestimmt sich der konzeptionelle Rhythmus der Neckaruferpromenade.Stadträumliche Qualität: Der Entwurf akzentuiert an den stadträumlich wichtigen Orten, wie dem Umfeld der Stadthalle, dem Marstall und dem Umfeld der "Alten Brücke" durch ein behutsam gewähltes Gestaltungsrepertoire die Bedeutung der genannten Orte. Die Platzfolgen suchen einerseits den Bezug zur historischen Altstadt und fügen sich dabei wie selbstverständlich in das linear ausgerichtete gestalterische Konzept der Neckaruferpromenade ein. So verleihen sie der linearen Uferkante eine räumliche Tiefe. Auf diesem Weg entsteht eine stadträumlich überzeugende Vernetzung der kleinmaßstäblichen Gassenstruktur der Altstadt mit der den Neckar begleitenden, großräumig ausgebildeten Promenade. Freiraum- und Aufenthaltsqualität: Von der Jury wird der konzeptionelle Umgang mit den für die Uferpromenade wichtigen Freiräumen uneingeschränkt begrüßt. So entsteht im Umfeld der Alten Brücke ein Stadtraum "am und über dem Wasser". Hier gelingt es in überzeugender Weise die historische Qualität am Brückentor einschließlich der die Brücke begleitenden Mauer einzubinden und neu zu interpretieren. Der an dieser Stelle angebotene "terrassierte" Bezug zum Neckar wird als funktionaler sowie gestalterischer Gewinn bewertet. Als großer freier Platz konzipiert wird der Jubiläumsplatz zum zentralen Veranstaltungsort am Ufer. Als vielfältig nutzbarer Freiraum für unterschiedlich nutzbare Aktivitäten sucht er die räumliche Verknüpfung mit dem neu angelegten Neckarlauer. Vergleichbar mit dem sensiblen Umgang der Integration einer Treppenanlage in die die Alte Brücke begleitende Mauer wird auch hier eine fußläufige Verbindung zum Neckar geschaffen. Die Freistellung des historisch bedeutsamen Marstalls fügt sich konsequent in die Gesamtidee ein und überzeugt zudem durch den unaufgeregten Umgang mit der Uferkante. Auch die vorgeschlagene stadträumliche Fassung des Bismarckplatzes durch einen Solitär am Brückenkopf wird begrüßt.Übereinstimmung mit den formalen Anforderungen: Die klare und sehr gut lesbare zeichnerische Darstellung wird ausdrücklich gelobt. Die in der Auslobung geforderten formalen Anforderungen wurden im Wesentlichen berücksichtigt. Die vorgeschlagenen Reduzierungen des Flussquerschnitts durch die Verbreiterung sind heilbar. Bezüglich der verkehrlichen Anforderungen (ÖPNV) besteht ein Nachbesserungsbedarf. Auch sollten dabei die geforderten öffentlichen Stellplätze nachgewiesen werden.Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit: Die Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Lösung wird als insgesamt günstig beurteilt. Hinsichtlich der Eingriffe in die Uferlinie und Topographie bewegt sich der Entwurf in einem angemessenen Rahmen, auch bezüglich der erforderlichen Investitionen (Bepflanzung, Oberflächengestaltung) im durchschnittlichen Bereich. Der Aufwand wird jedoch durch den geringen Umfang der Veränderungen der Uferlinie und Grünstrukturen sowie einen vorteilhaft eingeschätzten Pflegeaufwand aufgewogen. Lediglich die konzeptionell sehr wichtigen Infrastruktureinbauten (Café) in den Ufer- bzw. Stützmauern erfordern naturgemäß erhöhte Investitionen nicht zuletzt auf Grund deren technischer Anforderungen hinsichtlich des Hochwasserschutzes.
Die Verfasser schaffen vom Yachthafen bis zum Neckarmünzplatz zwei durchgehende lineare Räume: einen oberen und unteren Uferweg. Beide sind an wichtigen Übergängen in das Straßennetz der Altstadt durch Treppen, Rampenanlagen und unterschiedliche Sitzstufen miteinander verbunden. Der obere Uferweg ist meist von strengen geometrische angeordneten doppelten Baumreihen begleitet, die an den herausragenden Bauten unterbrochen sind, um damit die von den Verfassern eindrucksvoll gezeichnete Stadtsilhouette zu unterstreichen.. Vereinzelte Baumsolitäre – Weiden und Pappeln – stellen aufgrund ihres Typus und Habitus im Bereich der Alten Brücke den Bezug zum Wasser her. Während der obere Uferweg zur Stadt vermittelt, auf Mischverkehrsflächen den unvermeidlichen Restverkehr aufnimmt und hier zwischen Baumallee und offenen Räumen oszilliert, lebt der untere Uferweg von seiner unmittelbaren Lage am Fluss. Er bietet hohe Aufenthaltsqualitäten - dank gutem Beleuchtungskonzept auch nachts. Das ufernahe gastronomische Angebot konzentriert sich auf den Bereich unter der Alten Brücke und einer nicht näher dargestellten Anlage am Schiffsanleger. Die massive Begrünung durch doppelte Baumreihen abseits der prägnanten Gebäude wird von Teilen der Jury kritisch diskutiert, da sie alle anderen Bauten und möglicherweise auch die Verbindung zwischen Altstadt und Fluss verstellt. Ihre geometrisch strenge Anordnung erfordert Rodung und weitgehende Neupflanzung. Im Hinblick auf die Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit wird der Vorschlag vor allem durch den Umfang für Investitionen in Grünstrukturen als aufwändig eingestuft. Die deutliche Veränderung der Uferlinie und die hochwertige Ausstattung der weitestgehend harten Oberflächen lassen einerseits hohe Investitionskosten, andererseits aber hohe Dauerhaftigkeit und vertretbaren Pflegeaufwand erwarten. Im Übrigen besteht eine hohe Übereinstimmung mit den formalen Kriterien des Wettbewerbs, Insgesamt weit der Entwurf eine klare Grundkonzeption auf, die trotz einer Rhythmisierung insgesamt etwas an Spannung vermissen lässt.
Das Anliegen, die Altstadtgassen und vor allem die Altstadtmeile mit der Neckaruferpromenade zu verbinden, ist ein überzeugender Grundansatz. Der Entwurf honoriert den Bestand - sowohl die Ufermauer wie den Baumbestand –greift punktuell in diesen ein und schafft so gezielt eine neue Qualität. Das Konzept der Baumpflanzung erscheint jedoch nicht durchweg begründet. Vom Yachthafen bis zum Beginn der Altstadtgrenze, dem Graben, ist eine vorgelagerte untere Uferlinie vorgesehen. Der Verlauf der hohen Uferlinie, differenziert auf der Höhe des Stadtniveaus geführt, zeugt von der stadträumlicher Kompetenz und inszeniert die unterschiedlichen räumlichen Sequenzen, die Zeitschichten, Enge und Weite, Stadt und Fluss in behutsamer Weise. Vor dem Jubiläumsplatz entsteht eine große Freitreppe: die Neckarbühne. Sie schafft hier einen gelungenen Höhepunkt. Hingegen konnte die gestalterische Ausformulierung der Freiräume mit Rasenplatten und Betonelementen die Jury nicht überzeugen. Die Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Lösung wird sehr günstig beurteilt.
Die angestrebte Ruhe einer durchgehenden, steinernen Promenade auf zwei Ebenen erscheint angemessen, wobei die "Hafenausbildung" im Bereich des Marstalls bis zur Alten Brücke nicht sonderlich überzeugt. Es erscheint nicht zwingend, dass die Bäume genau so konsequent über das gesamt Ufer durchgezogen werden. Vielleicht wäre es schlüßiger, nicht nur an der Alten Brücke, sondern auch an den herausragenden Gebäuden wie Marstall, Stadthalle und vielleicht auch Kurfürst-Friedrich-Gymnasium die Baumreihe zu unterbrechen. Stattdessen hat der Verfasser die Baumreihen in den Bereichen Jubiläumsplatz, Krahnenplatz und Neckarmünzplatz unterbrochen, zum Teil werden diese offenen Stellen jedoch in der gleichen Ebene wieder verstellt. Insbesondere ist dies am Jubiläumsplatz der Fall, mit einer Stadtloggia, deren Funktion nicht einleuchtet. Es stellt sich die Frage, ob ein Integrieren des Cafés und Tickethäuschens in die Loggia nicht ruhiger gewesen wäre. Die Antwort hat in der Diskussion weitere Fragen aufgeworfen: Weshalb hat die schwimmende Plattform eine so herausragende Stellung? Ist es richtig, den Blick vom Bismarckplatz zum Neckar zu verstellen mit einer eingeschossigen Stadtinfo? Die Wasserspiele erscheinen auf dem Brückenkopf fraglich. Die Gestaltung des Jubiläumsplatzes mit Platz umrahmenden Bäumen ist denkbar, ähnlich zum vorhandenen Baumrahmen am Krahnenplatz. In der Jury wurde die große Öffnung des Brückentorplatzes zum Neckar mittels einer Treppen- und Stufenanlage – trotz begrüßungswertem Erhalt eines Teilstückes der historischen Stadtmauer – kritisch diskutiert. Die Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Lösung wird sehr günstig beurteilt, da der abgeschätzte Aufwand in vier Bereichen unterdurchschnittlich und in den übrigen beiden Bereichen durchschnittlich liegt.
Das städtebauliche Konzept ist geprägt von einer oberen durchgehenden verkehrsberuhigten Ebene. Sie wird durchgehend von einer unteren Uferpromenade direkt am Wasser begleitet. Diese passt sich dem Jubiläumsplatz und am Brückentor dem natürlichen Gelände an. Dadurch entsteht ein sehr ruhiger und einladender Uferboulevard, der die Blickachsen aus der Altstadt sehr gelungen integriert. Die Verknüpfungspunkte sind stadträumlich gut gestaltet. Für Behinderte sind die beiden barrierefreien Zugangs- und Verknüpfungspunkte Jubiläumsplatz und Alte Brücke zu weit auseinander. Die großen Merkpunkte der Altstadt (Stadthalle, Marstall und Alte Brücke) sind sorgfältig inszeniert. Mit genau begrenzten Baumreihen wird die bestehende städtebauliche Struktur der Altstadt hervorgehoben. Der Entwurf verzichtet bewusst auf einen Abgang am Brückentor zum unteren Neckarplatz. Diese Lösung verstärkt das Spezielle dieses Orts. Indem die Uferpromenade weitgehend verkehrsberuhigt ist, übernehmen die Verfasser die Vorgabe der Stadtverwaltung. Mit einer Baumbepflanzung und einem Straßencafé wird die erwünschte Sperrung des Durchgangsverkehrs vor dem Marstall erreicht. Der ganze Raum ist in seiner Materialität vom roten Sandstein geprägt. Der Versuch, sich derart intensiv der Materialität der Altstadt anzugleichen, wird kritisch gesehen sowohl aus der Sicht der Kosten als auch durch die Gefahr einer zu großen Uniformität. Es handelt sich um ein sehr konsequentes Konzept, das sorgfältig die gewachsene Struktur aufgreift, damit aber auch keine starke neue Identität entwickelt. Die Realisierbarkeit und Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Lösung wird als umsetzbar beurteilt. Der Umfang der Veränderungen der Uferlinie und der Topographie sowie die Materialisierung sind überdurchschnittlich, teils aufwändig und müssten im Hinblick auf eine Realisierung überarbeitet werden.