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Auslober: Siedlungswerk, StuttgartWettbewerbsbetreuer: Siedlungswerk, Hagen KallfassWettbewerbsart: nichtoffener einphasiger Realisierungswettbewerb Zulassungsbereich: EWR/WTOTeilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten, Stadtplaner und/oder Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit ArchitektenTeilnehmer: 20 (14 + 6) ausgewählte Teilnehmer, 19 ArbeitenFachpreisrichter: Dr. Fred Gresens, Offenburg; Mathias Hähnig, Freier Architekt, Tübingen; Christof Luz, Landschaftsarchitekt, Stuttgart; Bruno Möws, Architekt, Stuttgart; Dr. Eckhart Rosenberger, Freier Architekt, Gerlingen (V); Prof. Dr. Christina Simon‐Phillip, Architektin und Stadtplanerin, Stuttgart; Michael Knecht, Architekt, Stuttgart; Wilhelm Kugler, Freier Architekt, StuttgartWettbewerbssumme: 76.000 Euro (zzgl. MwSt.)Preisgericht: 11.07.2012
Städtebaulich bildet der Entwurf einen klaren quartierstypischen Blockrand, der durch die Unterteilung in vier Einzelbaukörper eine maßstäbliche Proportionierung erreicht. Im rückwärtigen Bereich gelingt durch eine lockere höhenmäßig gestaffelte Punkthausbebauung eine gute Verzahnung mit dem öffentlichen Grünzug im Westen. Die geforderte Durchlässigkeit in Ostwestrichtung ist über die Häuserlücken im Blockrand gut gelöst. Der Entwurf nimmt ganz selbstverständlich die im Nordbahnhofviertel vorhandenen Strukturen auf und findet eine dem Standort angemessene Fortführung. Die vorhandene Natursteinmauer wird als Begrenzung des Sockels geschickt in den Entwurf integriert und in einzelne Segmente aufgelöst. Zwar wird die gesamte Bebauung damit auf einen Sockel gesteilt, der aber durch großzügige Unterbrechungen verträglich erscheint. Allerdings ist ein barrierefreier Zugang nur aus der Ecksituation an der Eckartstraße möglich. Die Tiefgaragenzufahrt am tiefsten Punkt ist sinnvoll angeordnet. Die taschenförmige Ausgestaltung der Tiefgarage erlaubt Baumbestand mit Erdanschluss. Der Kopfbau am Kirchplatz tritt zurück und gibt dadurch den Blick auf die Martinskirche frei. Es entsteht ein attraktiver Auftakt zum Grünzug im Westen. Die in den Gehweg an der Nordbahnhofstraße modellierte Stufenanlage bildet einen einladenden Zugang ins Quartier. Im Innenbereich entsteht ein gut nutzbarer Quartiersplatz, der angemessen dimensioniert ist und von dem die gesamte Wohnbebauung profitiert. Sämtlichen Erdgeschosswohnungen ist ein privater Grünbereich im Süden oder Westen zugeordnet. Es entsteht ein ausgewogenes Verhältnis von privaten und halböffentlichen bzw. öffentlichen Grünbereichen. Die Wohnungen sind durchweg gut belichtet, teils durchgesteckt, teils über Eck. Lediglich die Nordostecke sollte überarbeitet werden. Die Grundrisse sind wohl proportioniert und wirtschaftlich. Die Gebäudezugänge liegen gut auffindbar und geschützt. Die Fassade nimmt die typische Materialität des Nordbahnhofviertels auf. Die sehr zurückhaltende Fassadengestaltung lässt eine gewisse Leichtigkeit vermissen und könnte insbesondere entlang der Nordbahnhofstraße differenzierter ausgebildet werden. Insgesamt stellt der Entwurf einen wohltuend unaufgeregten Beitrag von hoher Qualität dar.
Der Verfasser nimmt die vorhandene städtebauliche Struktur der gegliederten Blockrandbebauung der Umgebung konsequent auf und führt diese folgerichtig im Bereich der Nordbahnhofstraße weiter. Dadurch ergibt sich eine wohltuende Maßstäblichkeit von drei unterschiedlichen Terrassenebenen. Dabei vermag die Ausbildung einer niedrigen Sockelzone und der vorgelagerten Grünbereichen zu überzeugen. Obwohl die Raumkanten der vorhandenen Baufluchten aufgenommen werden, dürfte die Höhenausbildung an der Ecke Nordbahnhof-jEckartstraße deutlicher ausgeprägt werden. Das Zurücksetzen der Fassade vor dem Kirchenbereich ist richtig. Die Nichteinhaltung der Abstandsflächen der südlichen Grundstücksgrenze ist wahrscheinlich nur durch eine Überarbeitung zu lösen. Positiv ist die Durchbindung der drei Terrassenebenen mit Wegen zum westlichen Fuß- und Radweg. Konsequent ist auch die Ausbildung privater Grünbereiche im Erdgeschoss. Teilweise sind diese allerdings deutlich überdimensioniert und lassen eine gute freiräumliche Qualität für Gemeinschaftsflächen vermissen. Eine Überarbeitung des Freiraumkonzeptes ist dringend erforderlich. Dies gilt auch für die nähere Umgebung der Martinskirche. Die Lage des einzigen und zentralen Spielplatzes wird kontrovers gesehen. Positiv ist die Größe des Spielplatzes. Zu hinterfragen ist die beidseitige Erschließung der Hauseingänge, die insbesondere im Bereich der Nordbahnhofstraße nicht zu funktionieren scheint. Die verkehrliche und fußläufige Erschließung der einzelnen Terrassenebenen ist klar gegliedert. Die Lage des gewerblichen Bereichs und des Cafes ist zu hinterfragen. Die Zufahrt zur Tiefgarage über die Eckartstraße ist möglich, führt aber zu einer komplizierten Rampenausbildung und Parkierung innerhalb der Tiefgarage. Die Fassadengestaltung ist urban und vermag zu überzeugen, allerdings bestehen eklatante Abweichungen zwischen Grundriss und Fassade. Die Gliederung der Fassade zeigt trotz der Baumassen eine spielerische Leichtigkeit. Die Wahl der Materialien ist zeitlos. Das Raumprogram ist erfüllt, allerdings liegen die Wohnungsgrößen im unteren Bereich der Vorgaben. Die Grundrisse sind in Bezug auf die Funktionalität teilweise zu überprüfen und weisen Schwächen auf. Dies gilt auch für die Hauseingangsbereiche. Insgesamt weist der Entwurf wirtschaftliche Parameter auf. Einzelne gestalterische Elemente, wie z.B. die großen Fenster sind zu hinterfragen. Die kompakte Bauweise lässt ein energieeffizientes Bauen zu.
Der städtebauliche Entwurf stellt eine Neuinterpretation der Backsteinhausbebauung im Nordbahnhofviertel dar und fügt sich deshalb gut in dessen Kontext ein. Trotz der langen Bauflucht entlang der Nordbahnhofstraße stimmen die Maßstäblichkeit und Gliederung der einzelnen Baukörper. Problematisch durch den Höhenverlauf der Nordbahnhofstraße ist die erhöhte Sockelbebauung unter der sich auch die zweigeschossige Tiefgarage befindet. Die Erschließung der Tiefgarage erfolgt mittig von der Nordbahnhofstraße und ist klar und übersichtlich geplant. Dieser Sockel wird jedoch durch zahlreiche Auf- und Abgänge gegliedert. Eine wünschenswerte Durchwegung zum Friedhofsbereich hin fehlt jedoch. Die kubische Bebauung mit 3-5 Geschossen ist gut gegliedert. Lediglich das Eckgebäude an der Eckartstraße ist um ein Geschoss erhöht. Hier befinden sich im Erdgeschoss kleinere Ladeneinheiten, die sich auch für gastronomische Einrichtungen gut eignen. Im Innenbereich schließen sich entlang eines grünen "Angers" drei unterschiedlich große, freistehende Gebäude an, die mit vier Geschossen - ein Geschoss niedriger als die Bebauung entlang der Nordbahnhofstraße - eine gute Belichtung und Besonnung der Randbebauung ermöglichen. Dagegen sind die Abstände der NordSüd orientierten freistehenden Gebäude ein wenig eng. Die Wohngrundrisse sind klar und zweckmäßig. Allerdings hat die Hälfte der Wohnungen innenliegenden Küchen. Das Wohnungsbauprogramm wird leicht unterschritten. Das Grün- und Freiraumkonzept sieht für die Erdgeschosswohnungen direkt angrenzende Gartenbereiche vor. Wohltuend und großzügig gestaltet ist der neue Quartiersplatz mit einem Baumhain im Übergang zur Martinskirche, auf dem auch neue Parkplätze angeboten werden können. Im Innenhof werden auch zahlreiche Fahrradabstellmöglichkeiten dargestellt. Der Übergangsbereich zwischen Neubebauung und Friedhof ist als /lAnger" als Gemeinschaftsgrünfläche mit mehreren grünen /lSpielzimmern" landschaftsplanerisch gut und zweckmäßig gestaltet. Positiv ist anzumerken, dass sich hier auch keine Zufahrten und Stellplätze befinden. Diese Flächen können das Angebot für die Naherholung im Nordbahnhofsviertel gut ergänzen. Die durchdachte Funktionalität und die kompakte Bauweise des Konzeptes ermöglichen auch eine gute Wirtschaftlichkeit. Insgesamt stellt der Entwurf städtebaulich, architektonisch und auch freiraumplanerisch einen bemerkenswerten Beitrag dar, das Areal neu zu gestalten und auch das gesamte /lRosensteinviertel" zu stärken und zu beleben.