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Was wünschen sich Menschen mit Behinderung am dringendsten in unserer Gesellschaft? Selbstverständlichkeit, so die Antwort vieler, die bei der Verleihung des Dr. Ursula Broermann-Preises für beispielhaftes barrierefreies Bauen als Gastredner aufgetreten sind. Warum?
"Die Bedürfnisse behinderter Menschen werden noch viel zu oft vor allem vor ihrem Kostenhintergrund diskutiert", sagt Stephanie Aeffner, Landesbehindertenbeauftragte in Baden-Württemberg. Sie sprach als Gastrednerin bei der Verleihung des Dr. Ursula Broermann-Preises des Dachverbands Integratives Planen und Bauen Stuttgart e. V. (DIPB) und der Architektenkammer Baden-Württemberg. "Was wir brauchen, ist eine Veränderung des Bewusstseins", so ihr Appell. "Für wen gestalten wir eigentlich unsere Welt? Es geht nicht um Freundlichkeit gegenüber Menschen mit Behinderung, sondern um Teilhabe und Menschenrechte, gleichberechtigt für alle."Darüber hinaus sagte sie unmittelbar an die Architekten und Architektinnen gewandt: "Wer, wenn nicht Sie, ist kreativ genug, neue Möglichkeiten zur Barrierefreiheit zu entwickeln?"
Die bereits vierte Vergabe des Preises fand in Stuttgart im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des DIPB statt. Ausgezeichnet wurden unterschiedlichste Projekte, die sich durch ihre barrierefreie Planung und Umsetzung hervortun: von öffentlichen Gebäuden wie Kirchen und Kinderhäusern bis hin zu Wohngebäuden.
Insgesamt gab es 42 Einreichungen, die von einer siebenköpfigen Jury beurteilt worden sind. Dabei gingen die Meinungen durchaus auseinander: Diskutiert wurde vor allem, welche planerischen und gestalterischen Elemente in Sachen Barrierefreiheit selbstverständlich sein sollten – und welche auszeichnungswürdig. Einig waren sich am Ende aber alle, dass die prämierten Projekte beispielhaft dafür sein sollen, wohin sich barrierefreies Bauen entwickeln muss.
"Wer für die Barrierefreiheit arbeitet, tut auch etwas für die Demokratie", sagte Jürgen Dusel als einer der weiteren Gastredner. Er ist der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. "Demokratie braucht Inklusion, es sind zwei Seiten einer Medaille." Für ihn hat das Thema viel mit Professionalität zu tun. "Es geht nicht nebenbei, wir brauchen Expertise. Deswegen plädiere ich dafür, Barrierefreiheit zu einem verpflichtenden Thema in der Ausbildung unter anderem von Architekten zu machen."
Dr. Dorothee Rummel, Architektin, Stadtplanerin und Lehrbeauftrage an der Universität München, hat den Wunsch Jürgen Dusels bereits in die Tat umgesetzt. Zusammen mit einer Kollegin initiierte sie ein mehrjähriges Forschungsprojekt zur Barrierefreiheit. Unter der Fragestellung "Ist die Stadt eine Inklusionsmaschine?" ging es ihr vor allem um die Frage: "Wie machen wir die Inklusion unseren Studierenden schmackhaft? Wie vermitteln wir, wie wichtig sie ist?" In der Umsetzung gab es eine Reihe von Werkstadtgesprächen, auch mit externen Fachleuten, um die Bedeutung des Themas für die gesamte Gesellschaft zu unterstreichen. Unterm Strich kam heraus: Das Interesse der Studierenden wuchs stetig und Architekten sind auf Impulse und Erfahrungen anderer Inklusionsexperten angewiesen, um wirklich barrierefrei denken und bauen zukönnen.
Schirmherr der Auszeichnung ist Manne Lucha MdL, der als Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg die Preise vor Ort überreichte. "Barrierefreiheit muss da stattfinden, wo sie allen nutzt. Damit schaffen wir lebendige Quartiere, die aus meiner Sicht die richtige Antwort auf die zunehmenden Diversitätsansprüche unserer Gesellschaft sind."
Gleich drei Mal vergab die Jury den "Dr. Ursula Broermann-Preis für beispielhaftes barrierefreies Bauen 2019". Eine besondere Würdigung erhielten zudem drei Wohnbauprojekte, denn es wurden ausdrücklich auch private Objekte gesucht, für die keine Verpflichtung auf Barrierefreiheit besteht.
"Barrierefreiheit ist uns eine Herzensangelegenheit und eine bedeutende Aufgabe für eine humane Gesellschaft", betonte Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, bei der Preisverleihung. Um das zu unterstreichen, schenkte die Kammer dem DIPB eine begleitende Ausstellung, die alle Nominierten, inklusive der Preisträger und Projekte mit Würdigung, zeigt.
Ausstellung zum VerleihDie Ausstellung zum "Dr. Ursula Broermann-Preis für beispielhaftes barrierefreies Bauen 2019" kann bei der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgeliehen werden. Kontakt: martina.kirsch spamgeschützt @ spamgeschützt akbw.de
Die Ausstellung zum "Dr. Ursula Broermann-Preis für beispielhaftes barrierefreies Bauen 2019" kann bei der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgeliehen werden. Kontakt: martina.kirsch spamgeschützt @ spamgeschützt akbw.de
Der Dr. Ursula Broermann-Preis geht an das Kinderhaus Luftikus in Baiersbronn, die sanierte Sieben-Keltern-Schule in Metzingen sowie die ertüchtigten Freiflächen von Klosterhof und Schulzentrum St. Benedikt in Schramberg-Heiligenbronn
Pressemitteilung vom 3. Juli 2019