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Foto: Ludolf Dahmen
Roonstraße 23a76137 Karlsruhe-Südweststadt
Ein ehemaliges Industriegebäude von 1900 – eine Dampfschreinerei – war das erste Gebäude und bildete den Nukleus einer im Laufe der nächsten 20 Jahre nachträglich entstehenden Blockrandbebauung in einem damals neuen Stadtviertel, der Südweststadt in Karlsruhe.Die Dampfschreinerei hat im Laufe der Zeit mehrfach Umnutzungen erfahren, sie wurde mit Umbauten und Einbauten bis zur Unkenntlichkeit umgeformt. In den 1970er Jahren wurde sie um ein Logistikgebäude ergänzt, fast der gesamte Hofbereich unterkellert und die Zugänge in den Innenhof verschlossen. Zuletzt stand das Gebäude ungenutzt leer. Nach und nach verschwand die Dampfschreinerei aus der öffentlichen Wahrnehmung.
Neue Arbeitswelten, Co-Working- und Konferenzräume, Open Spaces und Rooftop-FlächenNun sollte sie aus dem Dornröschenschlaf geweckt, umgenutzt, saniert und umgebaut werden zu attraktiven Arbeitswelten, Co-Working-Räumen und Konferenz, Open Spaces und Rooftop-Flächen. Mit dieser Umnutzung wird die Alte Dampfschreinerei wieder zum Nukleus des Blocks: der Innenhof wird öffentlich zugänglich gemacht, mit einer Gastronomie an zentraler Stelle und erdgeschossigen Einzelläden, die in den Hof hineinwirken. Der Innenhof wird ein lebendiger Ort mit hoher Aufenthaltsqualität und die Alte Dampfschreinerei zu einem Identifikationsort im Quartier.
Dabei bindet sich das ehemalige Industriegebäude durch Entfernung des nicht bauzeitlichen später aufgetragenen Außenputzes in seiner nun wieder entstandenen Sichtziegelqualität in die umgebende, im wesentlichen gleichartige Blockrandbebauung ein. Der untergeordnete Baukörper des Logistikgebäudes, das hässliche Entlein, wird durch einen über alle Bauteile hinweg vereinheitlichenden Anstrich in anthrazit zum besonderen Baukörper, zum hervorgehobenen Gebäude im Block.
Die Grundrisse der Alten Dampfschreinerei werden entlang der ursprünglichen, unverbauten Grundrisskonzeption entwickelt: Das ehemalige Kontorgebäude bleibt kleinräumlich; die früheren Produktionshallen mit ihrem offenen Stahltragwerk werden als im Wesentlichen offene Räume mit Einbauten aufgefasst.
Innenräumlich drei unterschiedliche WeltenInnenräumlich werden die originalen, authentischen Materialien unverkleidet erhalten (wie die bauzeitlichen Stahlstützen) oder herausgearbeitet (z.B. die Ziegelwände) und durch neue, ebenso haptisch-authentische Materialien ergänzt (z.B. eingefärbter Sichtestrich), viele alte Relikte (wie der alte Lastenaufzug aus den 1950er Jahren) und Artefakte (z.B. eine Entsalzungsanlage) erhalten. Alte und neue Geschichten vermischen sich.
Jedes Geschoss wird mit einem unterschiedlichen, aber immer reduzierten Material- und Farbansatz in einem anderen Raumverständnis aufgefasst, unterschiedliche Raumatmosphären entstehen: im Erdgeschoss fassen das Oben und das Unten (Decke, Stahltragwerk und Sichtestrich) in anthrazit sandwichartig die gelblichen Sichtziegelwände. Ein markant-kraftvoller Raum.
Im Obergeschoss gehen als untere Bauteile die Sichtziegelwände mit dem dort gelben Sichtestrich farblich zusammen, so wie die oberen Bauteile (Decke und Stahltragwerk) in weiß zusammengefasst werden: eine ruhiger, sonnig-warmer Raum.
Das Dachgeschoss ist über alle Materialien hinweg einheitlich in Weiß gehalten, die Dachinnenflächen, vollständig mit Heraklit verkleidet, dämpfen den Schall: ein abstrakter, fast kontemplativer Raum.
Im ehemaligen Kontorgebäude werden die Tapetenschichten der vergangenen Jahrzehnte entfernt: die hierdurch entstehenden poetischen, fast freskenartigen Texturen werden an definierten Wandflächen gesichert, alte Farbschichten freigelegt. Jeder Raum trägt seine individuelle Poesie und ist doch selbstähnlich mit den anderen.
Wegen des neuen Fußbodenaufbaus werden die bauzeitlich-originalen Stahltreppenläufe abgeflext, als Ganzes mit Seilzug an dem hierfür wohl schon bauzeitlich für den Einbau vorhandenen Stahlträger im Treppenraumkopf um die Höhe des neuen Fußbodenaufbaus angehoben und in dieser neuen Lage wieder verschweißt. Die neue notwendige Geländerhöhe nach Arbeitsstättenrichtlinie wird - nach Bestätigung mittels Versuch in der Materialprüfanstalt - erreicht durch Einschweißen eines gleichartigen Stahlprofils in den bauzeitlichen Geländerstab. Die originalen Bauteile in ihrer Haptik, Wertigkeit und Geschichte können so erhalten bleiben und tragen zur Weitererzählung der Geschichte des Gebäudes bei.
Jedes Geschoss, jeder Bereich wird so zu einer Inszenierung einer eigenen Welt mit unterschiedlichem Raumcharakter, unterschiedlichen Erzählungen, die entdeckt, durchwegt, erlebt werden können. Diese unterschiedlichen Arbeits- und Lebenswelten für die unterschiedlichen Menschen mit ihren unterschiedlichen Vorlieben wirken in den öffentlich gewordenen Innenhof und in das Quartier hinein.
Gleichzeitig ist die neue Alte Dampfschreinerei ein Ort des schnellen Internets, der WLAN- Zugänglichkeit in jedem Teil des Gebäudes, ein Knotenpunkt im virtuellen Raum: Die Alte Dampfschreinerei ist wieder da. Zurück im Quartier, zurück in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Architektur als Anker der virtuellen Welt in der haptischen Welt.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.