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Foto: Stephan Baumann
Heilbronner Straße 5a, 9a und 13a76131 Karlsruhe-Rintheim
In Karlsruhe Rintheim wurden durch die Aufstockung von drei bestehenden Garagenanlagen zwölf Wohnungen geschaffen. Es handelt sich um die Nachverdichtung einer Siedlung, die Garagen bleiben als solche in Betrieb. Die Aufstockungen sind in Holzbauweise ausgeführt, durch eine Förderung des Landes Baden-Württemberg konnte das Projekt kreislaufgerecht und versetzbar ausgeführt werden. Für das Projekt wurden keine neuen Flächen versiegelt und es nutzt die knappen Spielräume des Bebauungsplanes. Gesamt werden 536 qm Wohnfläche geschaffen bei denen es sich zum Großteil um geförderten Wohnraum handelt. Das Projekt kann als Reallabor für kreislaufgerechtes Bauen im Kontext des geförderten Wohnungsbaues betrachtet werden.
Das ProjektMit dem Konzept der Garagenaufstockungen hat Falk Schneemann Architektur 2017 einen Ideenwettbewerb zur Schaffung von Wohnraum durch Nachverdichtung der Stadt Karlsruhe gewonnen. Daraus ging eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Volkswohnung und weiter die bauliche Realisierung des Projektes hervor. Der Standort befindet sich im sogenannten Rintheimer Feld, einer räumlich und funktional einheitlichen Siedlung mit ca. 1,3km² Fläche. Die Garagenaufstockungen werden vom Land Baden-Württemberg als innovatives und beispielgebendes Projekt gefördert. Gegenstand dieser Förderung ist die kreislaufgerechte Bauweise und die Versetzbarkeit der Aufstockungen. Die Fertigstellung ist im Oktober 2023 erfolgt.
Bei den Garagenaufstockungen handelt es sich um drei L-förmige und nahezu baugleiche Anlagen. Jede der Anlagen besteht aus drei Einzimmerwohnungen und einer Zwei- / bzw. Dreizimmerwohnung. Die vier Wohnungen einer Anlage werden über jeweils eine außenliegende Treppen und einen Laubengang erschlossen. Diese Bereiche dienen auch als Orte der nachbarschaftlichen Begegnung und schaffen so eine soziale Substruktur und nachbarschaftliche Identität. Die Dachlandschaft der Aufstockungen ergibt sich aus den Funktionsbereichen der Wohnungen: niedrig im Bereich von Küchen und Bädern und hoch in den Wohnbereichen. Trotz der geringen Größe von knapp 40 qm bieten so auch die Einzimmerwohnungen ein großzügiges Wohngefühl. Außer zur Schaffung von Wohnraum dienen die Aufstockungen als Aufwertung der Siedlung. Durch Ihre zeitgenössische und selbstbewusste Architektursprache geben sie einen neuen gestalterischen Impuls. Die Dachlandschaften sind eine Referenz an die bestehenden Zeilenbauten und deren Satteldächer, sie spielen aber auch mit dem prototypischen Bild des einfachen Wohnens. Beides wird neu interpretiert und skaliert wobei die winkelförmige Anordnung und das teilweise in das Bauvolumen eingeschnittene Erschließungssystem für eine besondere räumliche Spannung sorgen. Außer den Aufstockungen mit den 12 Wohnungen selbst werden Müllräume, Fahrradstellplätze und ein Waschsalon geschaffen, die auch der Nutzung durch die Bewohner des Bestandes dienen. So sollen Mehrwerte geschaffen werden, welche die Akzeptanz durch die Nachbarschaft fördern.
Die Aufstockungen sind auf einem Rost aus Stahlträgern montiert, der auf Stahlfüßen auf den Pultdächern der Garagen steht. Der Hohlraum der sich zwischen den Pultdächern der Garagen und den Aufstockungen ergibt wird dazu genutzt, die Haustechnik horizontal zu verziehen. Die Aufstockungen sind in Holzständerbauweise konstruiert. Boden- Wand- und Dachelemente sind als Elemente in hohem Grad vorgefertigt, was Fenster, Sonnenschutz und Elektroinstallationen einschließt. Neben ökologischen Aspekten sind weitere Vorteile der Holzbauweise im Kontext dieses Projektes das geringe Gewicht und die kurze Bauzeit vor Ort, die eine Minimierung der Belastung für die Nachbarschaft ergibt. Die Fassade ist mit Titanzink verkleidet, hinsichtlich Heizung und Strom funktionieren die Aufstockungen als Satelliten des Bestandes und nutzen dessen Technikraum und Anschlüsse.
VersetzbarkeitDie Versetzbarkeit des Projektes bedeutet, dass die Aufstockungen nach einer Zeit des Gebrauchs demontiert und an anderer Stelle wiederaufgebaut werden können. Der Mehrwert, der hieraus entsteht ist der, dass bei einer weitergehenden Verdichtung des Quartiers auf Grundlage eines neuen Bebauungsplanes die Aufstockungen nicht abgerissen und entsorgt werden müssen, sondern an anderer Stelle weiter genutzt werden können. Der vorgefertigte Holzständerbau erlaubt Transport und zerstörungsfreie Demontage. Darüber hinaus machen eingestellte Fertigbäder, Elektroinstallationen mit Steckverbindung und der Verzicht auf Verklebungen z.B. bei Böden und deren Unterkonstruktionen die Versetzbarkeit möglich.
KreislaufgerechtigkeitDie Kreislaufgerechtigkeit der Konstruktion soll dafür sorgen, dass möglichst alle Materialien unter Vermeidung des Effektes des Down-Cycling in technischen und oder biologischen Kreisläufen geführt werden können. Dies resultiert in einem weitestgehenden Verzicht auf Verkleben und auf den Verzicht des Einsatzes von Kompositen verschiedener Materialfraktionen. Ergebnis ist eine sortenreine Konstruktionsweise bei der Materialien und Bauteile möglichst einfach und zerstörungsfrei voneinander getrennt werden können.Die Wandaufbau des Projektes zum Beispiel kommt ohne Folien aus; zusammen ergeben Konstruktionsvollholz, Hanfdämmung, die unlackierte und monomateriale Fassadenbekleidung aus Titanzink, die sich optimal für Recycling eignet, einen nahezu vollständig kreislaufgerechten Wandaufbau. Das Titanzink kommt durch die Art der Ausführung der Unterkonstruktion ohne eine Trennlage aus, die Winddichtigkeit wird durch eine Schalung mit Schwalbenschwanzverbindungen übernommen und die Unterspannbahn des Daches ist monomaterial und recyclingfähig.
Bei Holzböden, Türen und Briefkästen wurde Urban-Mining betrieben. Sie wurden aus einem Abrissgebäude ausgebaut, aufgearbeitet und in den Garagenaufstockungen eingebaut.
Mit dem Projekt wird der Versuch unternommen, mit vertretbarem Aufwand alltagtauglichen Wohnungsbau zu schaffen, der trotzdem einen substanziellen Beitrag zum kreislaufgerechten Bauen leistet. Dabei tritt das kreislaufgerechte Bauen in einen synergetisches Verhältnis mit der Versetzbarkeit und dem Ansatz der Nachverdichtung durch die Aktivierung von nicht offensichtlichen Raumressourcen. Genauso ist das Projekt als eine von vielen möglichen Antworten für den Umgang mit bestehender Bausubstanz gedacht.
Adresse: Heilbronner Straße 5a, 9a und 13a, 76131 KarlsruheFertigstellung: September 2024Auszeichnung: Auszeichnung Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024, Nominierung DAM-Preis 2024, Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Karlsruhe 2018-2024.Wohneinheiten: 12 Wohnfläche: 536m²Energiestandard: KfW 55
Förderung - Die Garagenaufstockungen wurden im Rahmen einer Patenschaft Innovativ Wohnen BW als beispielgebendes Projekt zur Schaffung von Wohnraum vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg gefördert. Diese Förderung wurde darauf verwendet, das Projekt kreislaufgerecht und versetzbar aufzuführen.- Förderung Wohnungsbau Baden-Württemberg 2021/2022- Bundesförderung für effiziente Gebäude – Wohngebäude (BEG – WG) KfW 55
Historie- Ideenwettbewerb: „hier wohnen wir“ Oktober 2017- Machbarkeitsstudien an drei Standorten für die Volkswohnung. Zwei Bauvoranfragen abgelehnt 2019- Förderbescheid Leuchtturmprojekt der Wohnraumoffensive BW 2020- Fertigstellung und Bezug eines Standortes: Oktober 2023
BauherrschaftAuftraggeber: Volkswohnung GmbH, Karlsruhe
ArchitekturArchitektur: FSA, Falk Schneemann Architektur, Mitarbeit: Katharina Blümke, Jona Thiele
ProjektgbeteiligteTragwerk: wh-p Ingenieure, StuttgartHLS: gent+gent, KarlsruheElektro: Ossowski Engineering, DurmersheimBauphysik: Müller Ingenieure, WaldbronnBeratung Kreislaufgerechtigkeit: Prof. Dirk HebelSchallschutz: Schmitt+Mann, KarlsruheBrandschutz: Christian Uhlig, WillichBeratung Holzbau: Gerd Prause, LindlarVisualisierungen: Lisa Häberle + Valerio Calavetta, Daniel Uhrig
Holzbau: Zimmerei Sieveke GmbH, LohneKlempner: Maurer & Kaupp GmbH & Co. KG, Schramberg Fertigbäder: estec Modulbad GmbH , HaslachBestand, Erschließung und Gala: Goertz Galabau GmbH, GroßröhrsdorfHLS: LTA Lufttechnische Anlagen GmbH, MannheimElektro: Gebrüder Betz und H. G. Schuster KG, KarlsruheSchlosserarbeiten: Hanka Stahl- und Metallbau GmbH & Co. KG, KarlsruheBöden: Selinger Fußbodenbau GmbH, KarlsruheAusbau: Schreinerei Potaczek, KarlsruheMaler: Drollinger Malerbetrieb GmbH, Birkenfeld
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.