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Foto: Thomas Eicken
Friedrichstraße 7171638 Ludwigsburg
Mitarbeit: Roberto Candilo, Christine Simet, Tobias BuschbeckBauzeit: 2015-2017Bruttogeschossfläche: 1.650 m²
KonzeptDer bereits genehmigte Abriss des Sichtmauerwerksgebäudes wurde verhindert, um so der Einstufung als besonders erhaltenswerte Bausubstanz im Zuge der künftigen Gestaltungsleitlinien der Stadt Ludwigsburg beispielhaft und freiwillig gerecht zu werden. Der respektvolle Umgang mit dem ästhetischen Erbe und den wenigen verbliebenen Ressourcen der Erde ist die positive Motivation für eine Selbstbeschränkung auf das Notwendigste. Mit maßvollem Aufwand, städtebaulichem Gewinn und optimalen Nutzungsmöglichkeiten wird graue Energie in großem Umfang weitergenutzt.
GeschichteDas Backsteingebäude in der Friedrichstraße der Ludwigsburger Oststadt wurde im 19. Jahrhundert ursprünglich als Quartier für Mannschaftsdienstgrade errichtet. Nach verschiedenen Zwischennutzungen stand es einige Jahre leer und sollte im Zuge der zweiten Erweiterung des Landratsamtes abgerissen werden. Dies entsprach dem Bebauungsplan der 1970er Jahre sowie den Vorgaben und dem Ergebnis des Wettbewerbs von 2003. Im Rahmen der Vorbereitung der noch nicht beschlossenen Gestaltungsleitlinien der Stadt Ludwigsburg wurde das Mannschaftsgebäude als besonders erhaltenswerte Bausubstanz festgelegt. Der bereits genehmigte Abrissantrag wurde zurückgezogen und das Wettbewerbskonzept überarbeitet.
StädtebauDie Ergänzung der historischen Mauern begrenzt nach außen zusammen mit dem geretteten Altbau den Straßenraum der Allee sowie nach innen den geschlossenen Garten. Durch Nutzungsverschiebungen in den Altbau wurde die Größe der Neubauten reduziert, so dass diese unverändert als Solitäre frei im Gartenraum platziert werden konnten. Das ursprüngliche Wettbewerbskonzept wurde gewinnbringend für Stadt und Funktion weiterentwickelt.
UmnutzungDie künftige Nutzung als Hauptarchiv mit 10.000 laufenden Regalmetern begrenzt den Sanierungsaufwand hinsichtlich Schall- und Wärmeschutz und ermöglicht den weitgehend problemlosen Erhalt der Sichtmauerwerksfassade. Zur vielbefahrenen Friedrichstraße dient das Gebäude als Schallbarriere für das dahinter neu errichtete Bürogebäude. Das Treppenhaus wurde bis in den Bereich der Teilunterkellerung verlängert und mit einem Tunnel an die Tiefgarage des Neubaus angebunden. Alle Gebäudeteile des Landratsamtes sind hierdurch wettergeschützt miteinander verbunden, die reibungslose Zusammenarbeit mit dem Archiv ist gewährleistet und die städtebauliche Struktur der Solitäre bleibt erhalten. Ein neuer Aufzug im Altbau verbindet alle Ebenen barrierefrei. Eine Aufzugsüberfahrt über Dach sollte wegen ästhetischer und konstruktiver Gründe vermieden werden und konnte durch präzise Planung in das Haus integriert werden.
Die weitestgehend zerstörten Außenfenster wurden mit einer zum Altbau passenden Profilierung und Farbgebung erneuert. Die Außentüren wurden von Grund auf repariert bzw. ersetzt. An Fassade und Dach hat man lediglich die notwendigsten Reparaturen vorgenommen und bewusst auch kein face lifting betrieben, weil dies ökologisch, ökonomisch und ästhetisch für die einfache Archivnutzung unangemessen erschien. Alle Schadstoffe wurden beseitigt, Brandschutz und Tragwerk ertüchtigt und die gesamte Haustechnik erneuert. Auch im Innenausbau wie etwa bei Parkett, Treppen, Geländern, Putz etc. hatte Erhalt und Reparatur stets Vorrang vor Erneuerung.
Im Erdgeschoss wurden auf der neuen Sohlplatte Rollregale montiert. Im Obergeschoss sind aus konstruktiven Gründen Pfostenregale auf der Holzbalkendecke mit geringen Lastreserven angeordnet. Im Kaltdach wurde das Rückkühlwerk des Neubaus untergebracht und im übrigen steht er als Ausbaureserve zur Verfügung.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.