Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
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Foto: Brigida Gonzalez
Breslauer Straße 8971034 Böblingen
Entwurfsansatz für die „Kita zwischen Bäumen“ war die Platzierung des Gebäudes in der nördlichen Spitze des dreieckigen, parkartigen Grundstückes, um die südliche Wiesenfläche von Bebauung freizuhalten. Der üppige alte Baumbestand sollte zudem erhalten werden. Beides gelingt durch eine Gliederung der Baumasse und eine versetzte Anordnung der Baukörper. Im heterogenen städtebaulichen Umfeld vermittelt die unterschiedliche Geschossigkeit der beiden Baukörper hinsichtlich der Maßstäblichkeit zwischen benachbarter Schulbebauung und kleinteiliger Wohnbebauung. Die versetzte Anordnung gliedert den Freiraum sinnvoll in unterschiedliche Zonen.
Ein zweigeschossiger Eingangsbaukörper im Norden bildet den Auftakt, während sich ein Dreigeschosser nach Süden selbstbewusst zeigt. Der Versatz der beiden Baukörper lässt auf Seite der Erschließungsstraße einem großkronigen Bestandsahorn Raum und bildet mit diesem einen atmosphärischen Vorbereich. Die zentrale Eingangshalle öffnet sich großzügig zu diesem Bereich. Sie ist Herzstück des Gebäudes und Treffpunkt für Groß und Klein. Ein Luftraum hebt die Trennung zwischen den Geschossen auf. Über ein großes Oberlicht fällt viel Tageslicht in die Halle.
Tiefe Einschnitte in die Kubatur stärken den Bezug zwischen Innen und Außen, große Fenster gewähren Ausblicke in die Baumkronen. Mittels durchlaufender Sichtachsen, großformatiger Fenster und überdachter Außenbereiche geht das Gebäude einen intensiven Dialog mit dem qualitätsvollen Außenraum ein.
Die Grundrissorganisation trennt klar zwischen dem öffentlichen Bereich im zweigeschossigen und dem intimeren, geschützten Gruppenbereich im dreigeschossigen Baukörper. Aus der Bündelung der Funktionsbereiche resultieren Übersichtlichkeit, einfache Orientierung und kurze Wege. Eine identische Ausbildung der Gruppenbereiche und Zusammenfassung der Sanitärbereiche ermöglichen eine flexible Nutzung und machen das Gebäude zukunftsfähig. Auf die barrierefreie Gestaltung von Gebäude und Außenanlagen wurde besonderen Wert gelegt. Das Gebäude ist gemäß DIN 18040 barrierefrei geplant. Fahrrad- und Kinderwagenstellplätze liegen in direkter Gebäudenähe.
Großformatige, tief herabreichende Panoramafenster holen viel Licht ins Gebäude, schaffen reizvolle Ausblicke in die Landschaft und machen die Umgebung für die Kleinen erlebbar. Sämtliche Flure des Gebäudes sind als Spielflure ausgebildet und stehen mit den Gruppenräumen über großzügige Verglasungen in Verbindung. Eine durchgängige Fußbodenheizung temperiert den Boden, der den Spielbereich der Kinder darstellt. Eine flächendeckende Holzakustikdecke erzeugt eine angenehme Raumakustik. Nicht zuletzt sorgt ein guter sommerlicher Wärmeschutz in Verbindung mit Nachtauskühlung und den vorhandenen Speichermassen für ein angenehmes Raumklima auch an heißen Tagen. In den Aufenthaltsräumen wurde einer konventionellen, natürlichen Lüftung der Vorzug gegeben.
Ein offenes, flexibles Raumkonzept ermöglicht unterschiedliche Raumkonstellationen und Nutzungen. So können die Gruppenbereiche mit Kindergarten-, Krippen- oder Hortgruppen belegt werden. Der erdgeschossige Mehrzweckraum ist nicht nur Bewegungsraum, sondern Raum für Feste und Veranstaltungen. Sämtliche Verkehrsflächen im Gebäude werden als Räume mit Aufenthaltsqualitäten verstanden, entsprechend ausgestaltet und mit Nutzungen wie Elterntreffpunkt, Garderoben oder Essnischen belegt. Großformatige Verglasungen unterstreichen das offene Raumkonzept, auf trennende Türen in den Fluren oder zum Treppenhaus wurde verzichtet.
Der Neubau wird in seinem Umfeld als Haus im Park interpretiert. Holz als entwurfsprägendes Material wird der Lage im Park gerecht. Erstellt ist das Gebäude in Mischbauweise mit einem Tragwerk aus Stahlbeton und Außenwänden in Holzbauweise. Die Mischbauweise verbindet die Vorteile beider Bauweisen. Stahlbeton erlaubt dauerhafte, kostengünstige und regelkonforme Tragstrukturen und stellt die notwendigen Speichermassen zur Verfügung. Holz als nachwachsender Rohstoff besitzt eine positive Energie- und Kohlenstoffbilanz, ist stofflich und energetisch recycelbar und ist baubiologisch und gesundheitlich unbedenklich. Die Fassade des Gebäudes wäre beispielsweise unter Erhalt der Tragstruktur problemlos rückbau- und erneuerbar.
Eine Fassadenlattung aus unbehandelter, sägerauer heimischer Lärche umhüllt das Gebäude als filigrane Struktur und zeigt den mehrschichtigen Aufbau der Fassade in Holzrahmenbauweise. Die Lattung wird an Wand und Decke in die Tiefe der überdachten Volumeneinschnitte geführt und unterstützt das Konzept des subtraktiven Entwurfsansatzes. Die horizontale Brandsperre ist in intensiver Abstimmung mit den Brandschutzsachverständigen nicht sichtbar hinter der äußeren Fassadenlattung geführt. Die vertikalen Kanthölzer sind geschossweise lediglich durch eine Fuge unterteilt. Die Laibungsbretter der bewusst tief in der Fassade sitzenden Holz-Aluminium-Fenster haben die Ansichtsbreite der Kanthölzer.
Das große Oberlicht über dem Luftraum der Eingangshalle wurde als Pfosten-Riegel-Konstruktion auf einem Rost aus Fichte-Brettschichtholzträgern ausgeführt, die mit ihrer enormen Schlankheit und Höhe die Möglichkeiten des Machbaren ausloten und über Schwalbenschwanzverbinder gefügt sind.
Das Materialkonzept setzt auf eine Reduktion der Mittel und beschränkt sich auf wenige natürliche, robuste und baubiologisch unbedenkliche Materialien. Im Innern gehen Holz- und Sichtbetonoberflächen in ihrer Gegensätzlichkeit einen reizvollen Dialog ein. Gedeckte Naturfarbtöne setzen farbliche Akzente.
Das KfW-Effizienzgebäude 55 verfügt über ein nachhaltiges Energiekonzept und verzichtet auf fossile Energieträger.• hochwertige Wärmedämmung• Luftdichtigkeit entsprechend Anlage 4 EnEV 2013• Sommerlicher Wärmeschutz: nach §4 (3) EnEV 2013, Maßnahmen: Dachbegrünung, thermisch aktivierbare Speichermasse, freie Nachtauskühlung, außenliegender, beweglicher textiler Sonnenschutz• Fußbodenheizung mit Vor-/Rücklauftemperaturen von max. 40/30 °C• Wärmeerzeugung über Außenluft-Wasser-Wärmepumpe, Leistung 3x12 kW• Wärmedämmung der Verteilung entsprechend Anlage 5 EnEV 2013 oder besser• Lüftung Küche: Zu-Abluft-Anlage mit Wärmerückgewinnung, Wirkungsgrad des Wärmetauschers 75 %• Lüftung Wickelraum: Zu-Abluft-Anlage mit Wärmerückgewinnung, Wirkungsgrad des Wärmetauschers 75 %• Kühlung: über die Fußbodenheizung, Kälteerzeugung über reversible Heizungs-Wärmepumpe• Warmwassererzeugung über Heizungs-Wärmepumpe• regenerativer Strom: Photovoltaikanlage auf dem Flachdach des 2. Obergeschosses• berechnete jährliche Energiebedarfswerte nach EnEV/GEG: Jahresprimärenergiebedarf gesamt: 48 kWh/m2a, Jahresheizwärmebedarf inkl. Trinkwasser (Endenergie): 27,1 kWh/m2a, (Teil-)Klimatisierung/Jahreskältebedarf (Endenergie): 1,6 kWh/m2a
Im Zusammenhang mit dem parkähnlichen Grundstück wird Wert daraufgelegt, den Grünbestand zu erhalten und um Neupflanzungen zu ergänzen. Die auf das Minimum begrenzten, organisch geschwungenen Zuwegungen verfügen über versickerungsfähige Oberflächen. Beide Dachflächen sind begrünt. Nicht zuletzt trägt das Fassadenmaterial dazu bei, dass das Gebäude im Einklang mit der Natur steht.
Weitere BeteiligteTragwerk: Helber + Ruff Beratende Ingenieure, LudwigsburgTGA: Paul + Gampe + Partner, EsslingenBauphysik: Dr. Schäcke + Bayer, WaiblingenEnergieberatung: ECONSULT, StuttgartBrandschutz: Kuhn Decker GmbH & Co. KG, Ingenieure und Architekten, Böblingen
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.