Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Atelier Dirk Altenkirch
Unterwöhrd 174523 Schwäbisch Hall
Die AufgabeSeit 1925 wird in Schwäbisch Hall auf der mehr als 500 Jahre alten Freitreppe vor der Kirche St. Michael professionelles Freilichttheater gespielt. Das stetig steigende Zuschauerinteresse ermöglichte nach und nach eine Erweiterung der Genres und Spielorte. Im 75. Jubiläumsjahr 2000 wurde als hölzernes Provisorium ein aufsehenerregender Shakespeare-Theaterbau geschaffen. Das dreistöckige Freilicht-Rundtheater fand schnell einen Weg in die Herzen vieler Zuschauer in Schwäbisch Hall und weit über die Region hinaus. Aus rechtlichen Gründen war ein Weiterbetrieb dieses Holzbaus aber nicht länger möglich.Der Haller Gemeinderat beschloss im Sommer 2016 die Errichtung eines festen Theaterbaus an fast der selben Stelle, dem Haller Unterwöhrd, einer Kocherinsel mitten im grünen Herzen der Stadt. Nach rund zwei Jahren Bauzeit wurde das Neue Globe im März 2019 offiziell eingeweiht.
Das historische Globe-Theatre in LondonDas elisabethanische Globe Theatre wurde 1599 erbaut, 1644 abgerissen und im 20. Jahrhundert rekonstruiert. Das Globe wurde von einer Schauspieltruppe erbaut, zu der auch William Shakespeare gehörte. Dort wurden in den Folgejahren alle seine Stücke aufgeführt, und natürlich auch die vieler anderer Theaterdichter. Die genaue Form und Größe des historischen Globe ist nicht in letzten Einzelheiten bekannt, aber als gesichert kann gelten: Es handelte sich um einen runden oder achteckigen Fachwerkbau mit einem nicht überdachten Innenhof, drei Stockwerke hoch und 30 Meter im Durchmesser.
Die Kraft des Ortes nutzenDer Standort des Neuen Globe Schwäbisch Hall reagiert auf den alten Baumbestand und eröffnet darüber hinaus die Möglichkeit, den neu geschaffenen Platz über eine Doppelbühne zu bespielen. Der 3-geschossige Rundbau markiert den Übergang zwischen Park und Freifläche zur Stadt, ohne diese Räume gegenseitig abzugrenzen. Der Rundbau nimmt die Silhouette der alten Parkbäume auf und lässt den Blick um das Gebäude herum weiter in die umgebende Natur wandern.Der bespielbare Außenbalkon über der Doppelbühne kann zusätzlich auch als zweites Foyer vom Publikum genutzt werden und bietet einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und den Fluss. Die Sitzmöglichkeit am Sockel des Bühnenportals und der Kocherbalkon vor dem Foyer bereichern zusätzlich die Aufenthaltsqualität in den neu geschaffenen Außenbereichen von Theaterhof und öffentlichem Platz. Durch die neue Lage des Gebäudes wird das Potenzial dieses besonderen Ortes zwischen Parkatmosphäre und städtischem Raum voll ausgeschöpft. Nicht mehr nur schnelle Wegeverbindung über den Fluss, sondern genussvoller Aufenthalt mit dem gegenüberliegenden Biergarten im Sommer und herrlichen Eindrücken einer schönen alten Kulturstadt am Fluss.
Das Theater öffnet sich zu den zwei neu geschaffenen PlätzenDie Fassade des platzseitigen Bühnenhauses aus gebrochenem Muschelkalk verankert das Gebäude durch den Jahrhunderte alten Baustoff mit der Umgebung. Die Doppelbühne ist durch die beweglichen hohen Holzschiebeelemente aus Eiche auf zwei Ebenen zum Platz zu öffnen. Dies ermöglicht Konzerte und Theatervorstellungen nicht nur nach "Innen", sondern auch nach "Außen" zum neuen Platz hin.Durch das transparente Dach behält das neue Globe auch bei Vorstellungen mit geschlossenem Dach die Atmosphäre eines Freilicht-Ortes. Bei geöffnetem Oberlicht ergibt sich eine über 9 m große Öffnung zum Himmel. Die großzügig verglaste Außenhülle hinter dem Zuschauerbereich zum Park mit seinen Bäumen hin steigert diesen Freilichtcharakter. Fenster im Zwischengeschoss und Balkontüren im oberen Rang bieten das unmittelbare Naturerlebnis – die Besucher befinden sich dabei auf Höhe der Baumkronen.Zum Abdunkeln des Theaterraumes können einerseits der Sonnenschutz unter dem Dachoberlicht, sowie umlaufende Vorhänge zwischen den Sitzreihen und den erschließenden Umgängen geschlossen werden.Das halbtransparente Kleid außerhalb der Glasfassade aus gestanzten Alu-Elementen gewährt Ausblicke in den Park und zugleich Einblicke ins Theater. Die dreidimensionale Struktur spielt tagsüber mit dem Sonnenlicht und abends mit der Innenbeleuchtung.
Das erweiterte NutzungsspektrumDer Zuschauerbereich des Zentraltheaterraums ist stützenfrei gestaltet und mit guter Akustik und verbesserten Sitzplätzen mit optimalen Sichtlinien ausgestattet. Eine Hubbühne zwischen UG und EG und variable Hinterbühnenflächen ermöglichen hervorragende Spielbedingungen auf der großen Hauptbühne und allen drei Ebenen.
Das neue Globe ist ein Freilichttheater nach Vorbild des elisabethanischen Globe Theaters, das jedoch auch Elemente des griechischen Amphitheaters und der klassischen Guckkastenbühne aufgreift. Der Rundbau erlaubt eine große Nähe der Darsteller zum Publikum auf allen 371 Sitzplätzen.Die dreistöckige Bühne lässt die unterschiedlichsten Arten der Bespielung und ausgefallene Bühnenbilder zu, die speziell auf das neue Globe zugeschnitten sind.
Dadurch ist es möglich, die kulturelle Strahlkraft der Freilichtspiele weiter zu entwickeln und auch über die Sommermonate hinaus das Spielangebot auf das ganze Jahr auszudehnen.
Ökonomische und ökologische GebäudeplanungDie kompakte Bauform und reduzierte Verkehrsflächen ergeben eine geringe überbaute Grundfläche.Bei der Wahl der haustechnischen Anlagen wurde auf einfache und wartungsfreundliche Technologien und möglichst geringe Betriebskosten geachtet. So wurde beispielsweise auf eine Lüftungsanlage von Theatersaal und Foyer verzichtet. Der Luftwechsel erfolgt stattdessen über die variable Öffnungsmöglichkeiten des Daches sowie die RWA-Fensterflügel (Kamineffekt).Eine Betonkerntemperierung hält das Gebäude während der Heizperiode auf ca. 14°C (zum Schutz der elektronischen Bühnentechnikbauteile). Die zusätzliche schnelle Temperierbarkeit des Innenraums mit Strahlungsheizkörpern über den Bühnen einerseits und den Zuschauerplätzen andererseits erlaubt dabei Proben und Veranstaltungen auch in Herbst, Winter und Frühling.Der alte Baumbestand auf der Zuschauerseite sorgt in Verbindung mit dem vorgehängten transluzente Alublech für den sommerlichen Wärmeschutz. So entwickelt sich das Neue Globe zu einem hocheffizienten Bau, der nun das ganze Jahr über vielseitig nutzbar ist.
Die Tragkonstruktion aus Beton bleibt in Teilen des Zuschauerraumes und in den Treppenhäusern unverkleidet. Das Dachtragwerk aus zwölf strahlenförmig angeordneten Leimholzbindern, deren Zugkraft über die Fassadenpfosten abgefangen wird, wirkt klar und nachvollziehbar. Über dem Bühnenhaus ist, auch für den Zuschauer erkennbar, das Oberlichtfassadenband des kreisförmigen Grundrisses durchgezogen, wodurch die Dachkonstruktion einen schwebenden Charakter erhält.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.