Beispielhaftes Bauen

Auszeichnungsverfahren "Ludwigsburg 2013 - 2019"

Tobias Mayer Museum

Torgasse 13
71672 Marbach am Neckar

Architektur/Stadtplanung
Webler + Geissler Architekten PartGmbB BDA, Stuttgart | Knappe Innenarchitekten, Tobias Knappe, Marbach am Neckar (Wettbewerb)

Bauherrschaft
RIVA GmbH Engineering, Hermann und Erika Püttmer, Backnang | Tobias Mayer Verein e.V., Vorsitzender Prof. Dr. Armin Hüttermann, Marbach am Neckar

Fertigstellung
2018

Begründung der Jury

Der monolithische Neubau des Tobias Mayer Museums ist ein Kleinod, das sich sensibel in die vorhandene Baustruktur einfügt. Er ergänzt das alte, bereits als Museum genutzte Geburtshaus zur neuen Einheit, zu einer Symbiose zwischen Neu und Alt, die es hervorragend schafft, beide Gebäude mit ihren völlig unterschiedlichen Typologien zu stärken. Dieser Impuls strahlt nachhaltig in die Umgebung aus und wertet sie auf. Sowohl die reduzierte Materialwahl, die harmonische Farbgestaltung als auch die durchdachten Details laden ein, das Museum zu erkunden und dabei herausragende Architektur zu entdecken.

Objektbeschreibung

Ausstellungsdesign: Vista Rasch GmbH, Leinfelden
Bauzeit: 10/2016-10/2018

In der Marbacher Altstadt wurde 2018, in enger Absprache mit dem Denkmalamt, das bestehende Museum im Geburtshaus des Astronomen und Mathematikers Tobias Mayer um einen Neubau erweitert. Die ursprüngliche Museumsfläche konnte so von 18 m² auf etwa 160 m² vergrößert werden. Der Neubau ist durch seine Lage in der Altstadt, die Nachbarschaft zum historischen Geburtshaus aus dem Jahre 1711 und den Kontext des Werkes von Tobias Mayer geprägt.
Der unregelmäßige Grundriss und die Ecklage des Grundstücks unterstreichen die aufstrebende Kubatur, die gleichzeitig Mayers Arbeiten zum Festungsbau widerspiegelt und an eine Sternwarte erinnert. Bei der Materialentscheidung fiel die Wahl auf den handgeschöpften Kolumba-Ziegel, dieser verstärkt die monolithische Anmutung und verbindet sich mit den traditionellen Materialien der mittelalterlichen Umgebung.
Ist der Baukörper wesentlich vom historischen Stadtgefüge geprägt, wurden bei der Gestaltung Querverbindungen zu Mayers reichem Leben und Schaffen hergestellt. Mayers Farblehre mit ihren sechseckigen Feldern findet sich in der Fensterform im Obergeschoss wieder. Ein zweigeschossiges, sechs Meter hohes Fenster dient als Schaufenster für das Museum und gewährt spannende Ausblicke auf dem Weg von Geschoss zu Geschoss.
Der Ausstellungsbereich im Geburtshaus wird vom Neubau aus erschlossen und thematisiert die Person Tobias Mayer. Im Eingangsgeschoss des Neubaus werden die Themenbereiche Kartografie und Kupferstich behandelt. Mayers Arbeiten zur Astronomie und Mondforschung, seine Mondkarten und die Lösung des Längenproblems werden im ersten Obergeschoss gezeigt. Interessierte lädt die Bibliothek im zweiten Obergeschoss zum Selbststudium und zur Themenvertiefung ein. Große Fensterflächen und ein Oberlicht sorgen für eine Fülle von Tageslicht. Bei Nacht können von der Dachterrasse aus die Sterne beobachtet werden.

Ein modern interpretierter Gewölbekeller im Untergeschoss wird für Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen genutzt, zudem werden hier lokal gebrautes Bier und ein spezielles Tobias-Mayer-Cuvée ausgeschenkt. Der Tobias-Mayer-Verein, dessen ehrenamtliche Mietglieder das Museum betreiben, hatte 2014 einen Architektenwettbewerb für den Erweiterungsbau ausgelobt, der von Knappe Innenarchitekten gewonnen wurde. Nachdem die Unternehmerfamilie Erika und Hermann Püttmer aus Backnang als Sponsor für das Projekt gewonnen werden konnte, wurden Webler + Geissler Architekten aus Stuttgart die Verantwortung für Entwurf, Werkplanung und Bauausführung übertragen.