"Gute Architektur entsteht aus guten Prozessen, aus Konsens und der Offenheit gegenüber künftigen Anforderungen", sagt Intendant Andreas Hofer und beschreibt damit, wofür die IBA'27 steht. Die Vorbereitungen für die Internationalen Bauausstellung StadtRegion Stuttgart 2027 gehen jetzt ins vierte Jahr. Anlass für uns, einen Blick auf den aktuellen Stand zu werfen.
Wie wollen wir in Zukunft leben, wohnen und arbeiten? Wie kann Stadt neu gedacht werden? Das sind zwei der zentralen Fragen, denen die IBA'27 nachgeht. Im Juli 2020 wurden aus dem IBA-Netzwerk die ersten 13 IBA-Projekte ausgewählt, ein 14. zum Thema der produktiven Stadt folgte zum Jahresende 2020. Um die Projekte kümmert sich das längst gut eingespielte IBA'27 Team, das auf aktuell etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erweitert wurde.
Auf dem Weg zu den IBA-Projekten stand das Konzept einer dialogischen Projektentwicklung im Mittelpunkt. Ein transparenter Dialog mit allen Akteuren soll es ein, kein Schönheitswettbewerb, der anhand harter Kriterien juriert und Pokale vergibt. "Nein, wir möchten im Austausch mit den Projektträgerinnen und Projektträgern Potentiale ausloten, was getan werden muss, damit aus Ideen zukunftsfähige und damit IBA würdige Projekte entstehen", heißt es im IBA Newsletter 06/2020. In diesem Zusammenhang wird über neue, inspirierende Beteiligungsprozesse nachgedacht, über neue Wettbewerbsverfahren, über schlankere Genehmigungsverfahren, die offener für zukunftsfähige Entwicklungen sein sollen - kurzum darüber, wie man die vorhandenen Planungswerkzeuge den notwendigen IBA-Prozessen und Zielsetzungen anpassen kann.
Die Möglichkeiten der Beteiligung sind vielfältig. Neben den bisherigen IBA-Arbeitsgruppen, den IBA-Foren und dem IBA-Plenum entstehen neue Plattformen, wie zum Beispiel das "Planspiel Zukunft Leonhardsvorstadt". Bei diesem konnten im Sommer 2020 interessierte Anwohnerinnen und Anwohner in verschiedenen Workshops Ideen, Wünsche und Vorstellungen als Grundlage für den weiteren Planungsprozess entwickeln. Tim Rieniets, Referent beim 6. IBA-Plenum im November 2020 hält das bisher oft praktizierte hoheitliche Planungsverständnis zwar für weitgehend überholt, spricht jedoch auch an, dass bei jedem Projekt eine behutsame Abwägung notwendig sei, wie viel Partizipation möglich und gewünscht ist. Mehr zum Planspiel Zukunft Leonhardsvorstadt: www.iba27.de/projekt/leonhardsvorstadt-zueblinareal/
Bei aktuellen IBA-Wettbewerben wird erfolgreich mit vorgeschalteten Skizzenverfahren experimentiert, wodurch junge, kleine und unbekannte Büros bessere Chancen erhalten. So geschehen beim Wettbewerb zum IBA-Projekt Backnang-West. Beim Wettbewerb zum IBA-Projekt Quartier Mühlkanal in Salach wurde ein kooperatives Werkstattverfahren angewandt. Mehr dazu: www.iba27.de/die-kraft-der-besten-argumente/
Durch die Pandemie finden die IBA-Tätigkeiten momentan vor allem im virtuellen Raum statt, was die Arbeit leider zusätzlich erschwert. Wie überall werden darin aber auch Chancen gesehen, die sich allerdings erst erweisen müssen. Schon jetzt zeigt sich aber, dass der sich zu Beginn 2017 noch unscharf abzeichnende industrielle und gesellschaftliche Wandel, befeuert von der immer dringlicher werdenden Klimawandeldiskussion, jetzt eine Präsenz erreicht hat, die der IBA'27 schneller als gedacht eine noch größere Relevanz beschert. Laut des IBA-Newsletters 6/2020 vor allem hinsichtlich der "grundsätzlichen Frage eines nachhaltigen industriellen Lebensstils, neuer Arbeitsmodelle, flexiblerer Rollenverhältnisse zwischen den Geschlechtern und einer räumlichen Neuorganisation sowie einer stärkeren Vernetzung der Region". Dabei kommt dem Themenfeld Nachhaltigkeit und Ökologie bei Gebäuden und Städtebau sowie dem Bestand eine entscheidende Rolle zu. Eine Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB ist daher fester Bestandteil des IBA-Prozesses, mit dem Ziel, die "Planerinnen und Planer dabei zu unterstützen, Gebäude so umweltverträglich zu konzipieren, dass viele Regularien nicht mehr benötigt werden", so Stefanie Kerlein, Projektleiterin der IBA beim 6. IBA-Plenum. IBA'27 versteht sich dabei als "Innovationstreiberin, Ideengeberin, Seismograph und Vernetzerin," deren Schubkraft sich noch erweisen wird, denn "eine Internationale Bauausstellung braucht gute Häuser", fasst der IBA Newsletter 06/2020 zusammen.
"2027 wollen wir Bauwerke zeigen, die regional wie international relevant sind, daran wird man uns richtigerweise messen. In diesem Sinne ist die IBA auch eine Leistungsschau der Architektur. Ich bin fest davon überzeugt, dass gute Architektur aus guten Prozessen entsteht, aus Konsens und der Offenheit gegenüber künftigen Anforderungen", sagt IBA Intendant Andreas Hofer.