Markus Müller resumiert das erste Jahr nach den Kammerwahlen
Sechs von 18 Vorständen und 40 Prozent der Landesvertreter: innen sind neu: das war die Bilanz der letzten Kammerwahlen. „Die AKBW profitiert in unfassbarem Maße vom Engagement ihrer Mitglieder“, dankte Präsident Markus Müller der LVV und nicht zuletzt auch den Kompetenzteams (KT), die der neue Landesvorstand im Frühjahr installiert und mit konkreten Arbeitsaufträgen versehen hatte – zum Teil mit ambitionierten Lieferterminen. Drei der insgesamt acht Teams präsentierten ihre Ergebnisse in Baden-Baden: das KT Architekturbüro, das KT Bauwirtschaft und das KT Wohnen. Die notwendige inhaltliche Zuspitzung der Kompetenzteams orientiere sich an aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen. „Hinreichend herausfordernd, aber auch eine riesengroße Gestaltungsaufgabe!“, so Müller. Allem voran die dramatische Lage im Wohnungsbau. Dazu trat die Kammer im Oktober erstmals in ihrer Geschichte vor die Landespressekonferenz.
„Die Situation auf dem Mietmarkt ist so dramatisch, dass sie das Potenzial hat, das Vertrauen in die Demokratie zu schädigen“, warnte der Präsident. Dies der Politik verständlich zu machen, habe die Kammer gemeinsam mit verschiedenen Partnern – Handwerk, Bankenvertreter, Bau- und Immobilienwirtschaft, IBA, Mieterbund – versucht. Allerdings scheine jene den Ernst der Lage zum Teil noch nicht begriffen zu haben: „Zwei Monate nach Veröffentlichung des 14-Punkte-Maßnahmenpakets der Bundesregierung ist kein einziges der Themen weiterbearbeitet worden.“ Auch in Bezug auf die Internationale Bauausstellung, deren Mitgesellschafterin die AKBW ist, macht sich zunehmend Ernüchterung breit.
„Wir werden nicht müde, den Mehrwert der IBA’27 StadtRegion Stuttgart zu betonen, die genau das macht, was in Sonntagsreden landauf, landab als zukunftsfähiges Bauen bezeichnet wird.“ Dennoch fänden sich die dafür notwendigen finanziellen Mittel nicht im Landeshaushalt. Was die Novelle der Landesbauordnung betreffe, so begleite man diese so engmaschig, wie das Ministerium es zulasse. Mit Blick auf das „wirklich digitale Bauantragsverfahren“, das im Frühjahr kommen solle, ermunterte der Präsident die Kammergruppen, mit den örtlichen Baurechtsämtern gemeinsame Fortbildungen und offene Erfahrungsaustausche einzurichten. „Der digitale Prozess wird sich vorerst auf das engere Genehmigungsverfahren beschränken. Unsere Anregung, einen durchgängig digitalen Prozess für die Abstimmungen vor der Einreichung und die Verfahrensschritte nach der Genehmigung zu etablieren, soll in der Folge aufgegriffen werden.“
Die Kammer sei außerdem mit der Stadt Stuttgart im Austausch über ein Zentrum für Baukultur in Baden-Württemberg. „Die Landeshauptstadt ist der richtige Ort dafür“, ist Markus Müller überzeugt. „Als Gravitationszentrum Baden-Württembergs, mit einer der höchsten Architektendichten in Europa und mit dem Weissenhof als paradigmatische Siedlung weltweit.“ Denkbar sei ein „cooles Haus“ in der Königstraße, eine Mischung aus Zentrum Baukultur und Haus des Engagements der Bürgerstiftung, mit der die Kammer in „produktiver Zusammenarbeit“ verbunden sei. Eine stabile Mehrheit aus CDU, Grünen und SPD im Gemeinderat habe bereits signalisiert, dass sie die Planungskosten dafür unterstütze. „Der Anspruch darf kein regionaler sein. Das Architekturzentrum muss in seiner Programmatik ein Ort der Debatte mit Strahlkraft in ganz Europa werden.“