Kompetenzteam Bauwirtschaft präsentiert Erkenntnisse zum seriellen und modularen Bauen
Bis 2025 fehlen in Deutschland 750.000 Wohnungen, bis 2027 könnten es bis zu 830.000 sein. Astrid Fath, Vorsitzende des Kompetenzteams (KT) „Planungsund Bauprozesse in der Bauwirtschaft“, verwies auf die aktuellen Berechnungen des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Vor diesem Hintergrund befasste sich das KT Bauwirtschaft mit der Frage: Kann das serielle und modulare Bauen einen Beitrag im Kampf gegen die Wohnungsnot leisten? Und, wenn ja, welchen? Die Zwischenergebnisse sollten in einem Positionspapier zur sinnvollen Anwendung münden. Auf der Landesvertreterversammlung präsentierte Fath zusammen mit Jens Rannow, dem begleitenden Landesvorstandsmitglied, wesentliche Punkte.
„Es ist natürlich einfacher, wenn Fachkräfte wettergeschützt Module oder Elemente vorbereiten können und nur noch für die Baustelle raus müssen“, stellte Astrid Fath einen Vorteil heraus. Das Bauen im Baukastenprinzip mit dreidimensionalen Modulen wie auch das serielle Bauen, das im Wesentlichen Wiederholbarkeit bedeutet, seien aufgrund optimierter Abläufe, Prozesse und Schnittstellen – befördert durch Digitalisierung und Automatisierung – schneller und weniger mangelanfällig. Bei einer späteren Sanierung könnten Module einfach ausgetauscht werden, der Rückbau leichter sein. Gelinge es, regionale Wertschöpfungsketten mit geringen Transportwegen zu nutzen, habe die Bauweise durchaus positive Effekte auf die CO2-Bilanz von Gebäuden.
Ambivalent habe das Kompetenzteam hingegen das Thema der Qualität diskutiert: „Seriell“ könne gleichbleibende Qualität bedeuten, doch wie sehe es mit der Qualitätssicherung aus? Seien Planung und Ausführung getrennt, stehe das freie Architekturbüro als Garant der berufsständischen und gesetzlichen Standards für Baukultur ein. Beim seriellen und modularen Bauen funktioniere dies nicht mehr. Hier sei frühe interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen planenden und ausführenden Unternehmen essenziell, aber im bisherigen Vergabeverfahren nicht üblich. Das KT hält eine Neukonzeption für nötig: Die Vergabeordnung müsse stärker geöffnet werden für teamorientiertes und gewerkeübergreifendes Planen. Der Vorteil der Standardisierung mit Blick auf Typengenehmigungen und verkürzte Genehmigungszeiten werde – ein weiterer kritischer Punkt – durch das föderale Baurecht wieder kassiert: Die Landesbauordnungen müssten deshalb vereinheitlicht werden. Zudem sei das serielle und modulare Bauen eher bei größeren Bebauungsflächen wirtschaftlich, nicht jedoch bei kleinen Grundstücken. Kurzum: Serielles und modulares Bauen könne einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Wohnungsnot leisten, auch auf dem normalen Mietwohnungsmarkt. Allerdings sei es nicht der alleinige Heilsbringer.
Nichtsdestotrotz sei es wichtig, dass der Berufsstand sich einbringe, gerade weil in der Industrie bereits über Vorfertigung von Bauteilen mittels Robotik diskutiert werde. „Ich lade dazu ein, planerische Beiträge zu liefern“, so Jens Rannow. Und Charis Nichtern, Kammergruppe Heidelberg, ergänzte aus dem Plenum: „Es kann unsere Aufgabe als Architekt:innen sein, das Thema größer zu denken als nur mit Blick auf die Vorfertigung.“ Auch ein Gebäude mit entsprechend flexibel geplanten Grundrissen könne ein Modul sein, das sich an anderer Stelle seriell wiederverwenden lässt. „Lassen Sie uns den Begriff des Moduls ausreizen.“