Berichte aus dem Strategiedialog Bezahlbares Wohnen und Innovatives Bauen
Den sozialen Frieden unserer Gesellschaft sichern (Stichwort: Wohnraum), Klimaneutralität im Bausektor erreichen und den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg stärken: diese im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Ziele will die Landesregierung mit Hilfe des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ – kurz: SDB – erreichen. Die Architektenkammer betreibt mit Bauwirtschaft und DGNB die SDB-Geschäftsstelle, einige ihrer Mitglieder bringen sich im Strategiedialog ein. Wie und mit welcher Expertise? Fünf Ehrenamtliche berichteten auf der LVV im Gespräch mit SDB-Geschäftsstellen-Leiterin Heike Gruner.
Durchaus ambivalent waren die geschilderten Eindrücke aus der Themensäule „Bezahlbares Wohnen, Quartier, Flächen, Planung“. „Ich bin mit der Hoffnung angetreten, dass wir tatsächlich machbare, mittelfristige Vorschläge erarbeiten können, die auf schnellem Weg das Gehör der Landesregierung finden und innerhalb einer Legislaturperiode umgesetzt werden“, so Beatrice Soltys, die die Kammer als ehemalige Vizepräsidentin in der SDB-Arbeitsgruppe „Kommunaler Werkzeugkasten“ vertritt. Die Fellbacher Baubürgermeisterin hat jedoch den Eindruck, dass viele gute Vorschläge einfach verpuffen. Soltys arbeitet in einer Untergruppe an der Identifikation der Kostentreiber beim Bauen. Anhand eines Musterprojekts habe man Parameter wie Grundstück, Verfahren, Finanzierung oder Bauabläufe beleuchtet und durchgerechnet, wie sich beispielsweise die Quadratmeterpreise für Verkauf und Miete entwickelten, wenn die Aufstellung des Bebauungsplans ein oder drei Jahre brauche. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden. Deutlich euphorischer zeigte sich Klaus Wehrle, Mitglied der Arbeitsgruppen „Ökonomisch Bauen und Sanieren“ und „Rechtliche Rahmenbedingungen“. Angesichts der Einbindung der AG in die Novelle der Landesbauordnung habe er den Eindruck, dass sich einiges anschieben lasse. „Wir denken endlich wirklich anders“, freute sich der ehemalige AKBW-Landesvorstand. Die LBO biete bereits Möglichkeiten der Abweichung und Befreiung, die viele nicht kennen würden. Neue Vorschläge stießen bei politisch Verantwortlichen aber durchaus auf offene Ohren, ebenso wie die Idee, durch Änderungen der AGB die Möglichkeit zu schaffen, von den anerkannten Regeln der Technik abzuweichen, wenn der Architekt den Bauherrn entsprechend aufgeklärt habe. Das gehe noch weiter als der Gebäudetyp e.
Bei der Änderung des Rechtsrahmens für den Gebäudetyp e sei noch ein sehr dickes Brett zu bohren, zeigte sich Volker Auch-Schwelk, Mitglied der Arbeitsgruppe „Einfach (Um)bauen und sanieren“, ernüchtert. Die schnellen Erfolge seien momentan eher die Leuchtturmprojekte. Und bei aller Einfachheit dürfe auch der Klimaschutz nicht vernachlässigt werden. Mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft, der sich ebenfalls eine Arbeitsgruppe in der Themensäule „Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren“ widmet, betonte er: „Deutschland ist ein ressourcenarmes Land, aber wir haben einen unglaublichen Vorrat mit unseren Gebäuden geschaffen.“
„Bevor wir die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, müssen wir alle erstmal verstehen, dass wir uns und unsere Ansprüche ändern müssen“, war Prof. Tina Kammer überzeugt. Sie ist Mitglied in der Arbeitsgruppe „Wissenstransfer, Vernetzung und Austausch“, die ihrerseits in der Themensäule „Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft“ angesiedelt ist. Beim Thema Nachhaltigkeit sei der Wissenstransfer essenziell: Um aber nicht aneinander vorbeizureden, sei eine Begriffsklärung notwendig. Man müsse erst einmal eine gemeinsame Sprache finden. Ungeklärt sei noch die Frage, wie man das Wissen aus dem Strategiedialog geballt nach außen tragen könne.