Im Karlsruher Architekturschaufenster diskutierten (v.l.) Volker Auch-Schwelk, Hans Dieterle, Christine Lemaitre, Angie Müller und Barbara Bisch; Foto: DGNB
Im Kammerbezirk Karlsruhe fand am 17. Januar die erste Veranstaltung der Roadshow statt, die durch alle Kammerbezirke tourt. Es wurde auch Zeit!
Die Architektenkammer ruft auf zur Nachhaltigkeit und die Veranstaltung ist sehr schnell ausgebucht. Überraschend schnell? Architektenkammer und deren Strategiegruppe sind angehalten auf drängende, aktuelle Fragen, aber auch auf die zunehmend gesellschaftsprägende Diskussion zur Nachhaltigkeit Antworten zu liefern. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit (DGNB) hat dazu die 'Phase Nachhaltigkeit' initiiert. Auf Grundlage des partnerschaftlichen Gedankens arbeiten wir zusammen an einem gemeinsamen Ziel: Wie können wir Archtitektinnen und Architekten mehr Nachhaltigkeit im Bausektor umsetzen?
Nach der Begrüßung des Bezirksvorsitzenden Andreas Grube führt unser Hauptgeschäftsführer Hans Dieterle ins Thema ein. Den Impulsvortrag hält die DGNB-Geschäftsführerin Dr. Christine Lemaitre. Sie begeistert, sie motiviert. Was sollen wir machen? Welches ist die richtige Richtung? Zu jeder Studie gibt es eine Gegenstudie, die Architekten fühlen sich oft allein gelassen und verlassen sich dann lieber auf ihr Bauchgefühl.
Die Roadshow zeigt auf, wie Lösungen zukünftig aussehen können. Ganz zu Beginn eines Gebäudes steht die Idee, der Bauherr und ein Budget. Wir alle wissen, dass dies eine wichtige Phase der Weichenstellung ist, in der die grundsätzlichen Ziele, auch die zur Nachhaltigkeit, zusammen mit dem Bauherrn geklärt werden müssen. Der Bauherr ist der Entscheider für oder gegen Nachhaltigkeit. Sechs Fragen werden mit Hilfe einer "Deklaration zur Nachhaltigkeit" diskutiert und gewertet. Dies vor Beginn des Entwurfs zu klären macht für alle Beteiligten Sinn. Wir kennen es alle: Super Entwurf, der Bauherr ist glücklich ... bis zu dem Zeitpunkt, an dem die erste Kostenschätzung auf dem Tisch liegt. Wo können wir sparen? In dieser Situation kann das Positionspapier früh formulierte Ziele wieder in Erinnerung rufen und vielleicht voreilige Kürzungen auf Kosten der Nachhaltigkeit verhindern.
Angie Müller, Studio Director von Behnisch Architekten Stuttgart, zeigt an zwei Beispielen auf, welchen großen Einfluss die Nachhaltigkeit bereits im Vorentwurf spielt. Interessante, inspirierende Beispiele mit einem fulminanten Abschlussprojekt. Wie sieht der CO2-Fußabdruck bei den Studios von Behnisch Architekten in Stuttgart, Boston und München aus? Soviel sei an der Stelle verraten: Geschäftsreisen, Arbeitsweg und das Gebäude verursachen pro Mitarbeiter 1,1 bis 1,3 Tonnen CO2 pro Jahr. Damit ist der maximale Schwellenwert pro Person schon erreicht. Noch nicht berücksichtigt ist allerdings der CO2-Fußabdruck in der Freizeit der Mitarbeiter. Daher möchte Behnisch Architekten den eigenen CO2-Fußabdruck, verursacht durch die Arbeit, um die Hälfte reduzieren.
Es ist ein Anfang gemacht, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Anfänge sind in der Vergangenheit viel zu oft gemacht worden. Es geht darum es jetzt umzusetzen, der Gebäudebestand von 2050 wird jetzt gebaut. Wir brauchen Arbeitsmaterialien, konkrete Vorschläge und einfache Werkzeuge, um die Nachhaltigkeit für uns und unsere Bauherren zu begreifen und zu entdecken. Das zeigt die anschließende Podiumsdiskussion, an der neben den Vortragenden auch Barbara Bisch und Volker Auch-Schwelk teilnehmen. Christine Lemaitre kündigt eine neue Internetseite an, die Anfang März online gehen soll. Genau dort sollen Arbeitsmaterialien kostenlos zur Verfügung gestellt werden, die nicht in ihrer wissenschaftlichen Akkuratesse überzeugen, sondern durch schnelles Begreifen.
Ein bisschen schade, dass über das Konzeptpapier hinaus nicht mehr konkrete Arbeitshilfen bei der ersten Roadshow zur Nachhaltigkeit in Karlsruhe vorgestellt werden. Aber wir beginnen endlich, das ist gut so! Ich bin gespannt wie es weitergeht.