Visionen statt Verzichtsdebatte Interview im DAB, Ausgabe März 2025
Fotografien Lena Reiner / Simon Anhorn
Die AKBW-Landesvorstände Hannes Bäuerle und Albrecht Reuß über das ARCHIKON-Thema 2025
Warum das Thema Ressourcenwende? Hannes Bäuerle: Orte werden bisher häufig nach monetären Gesichtspunkten ausgesucht. Ressourcenwende heißt für mich, schon beim Planen zu überlegen: Was möchte ich für einen Ort schaffen, welches Produkt brauche ich und auf welcher Fläche kommt es zum Einsatz. Bauen im Bestand ist zentral. Bei Hochbau und Stadtplanung ohnehin. Bei der Landschaftsarchitektur geht es darum, Flächen zu schonen mit Blick auf die Schutzgüter Boden, Wasser, Luft und Klima. Bei der Innenarchitektur geht es primär um Materialien. Wir müssen endlich die ganze Breite des Themas betrachten.
Albrecht Reuß: Ressourcenwende bedeutet für mich, dass wir 50 Jahre nachdem uns der Club of Rome darauf hingewiesen hat, dass es planetare Grenzen gibt, auch danach handeln und diese in unserer Planung berücksichtigen. Als Stadtplaner füge ich hinzu: Das betrifft nicht nur Gebäude, sondern unsere ganze Infrastruktur und die räumliche Organisation unseres Zusammenlebens.
Welche Antworten will der Kongress geben? Bäuerle: Die Dinge gerade rücken zum Beispiel. Kaum ein Wettbewerb, der ohne Holz auskommt. Holz ist ein toller Baustoff, aber nicht das Allheilmittel, um Klimaneutralität zu erreichen, wenn es in Urwäldern geschlagen oder durch Kontinente transportiert wird. Viele organische oder mineralische Baustoffe sind dagegen unterbewertet. Lehm, Ziegel, Ton – alles Produkte, die mehrfach verwendet werden können. Oder der Naturstein in der Landschaftsarchitektur – ein Material, das ich zigmal aus- und einbauen kann.
Reuß: Unterbewertet ist der Baustoff, der schon verbaut wurde. Wir dürfen nicht den Fehler machen, den einen durch einen anderen zu ersetzen, sondern müssen dahin kommen, dass wir weniger bauen und mehr umorganisieren. Das bedeutet nicht weniger, sondern mehr Planung.
Welche Botschaft wünschen Sie sich von ARCHIKON? Reuß: Es darf keine Verzichtsdebatte sein. Gerade wir Planenden sollten aufzeigen, wie eine Zukunft im positiven Sinne aussehen könnte. Wir Menschen können uns sonst immer darauf verständigen, dass wir gerne gesund leben würden und tun viel dafür. Warum also wollen wir nicht Visionen entwickeln und umsetzen, in denen wir gesündere, grünere, lebendigere Städte haben? Diese Botschaft sollte von ARCHIKON ausgehen.
Bäuerle: Für die Disziplinen Stadtplanung und Landschaftsarchitektur ist die Ressourcenwende sehr wichtig. Deshalb freue ich mich, dass der ARCHIKON 2025 den Fokus weglenkt vom reinen Bauen hin zur Gesamtbetrachtung unserer Zukunftsfragen.