Kooperationsveranstaltung von Architektenkammer Baden-Württemberg und Wüstenrot Stiftung am 24. Februar 2011 im Haus der Architekten, Stuttgart
"Hocherfreut waren wir über den Bildungsplan 2004 des Landes Baden-Württemberg, der für alle Schularten und Klassenstufen architektonische Themen beinhaltet", so Professor Winfried Engels, Vorsitzender der Projektgruppe "Architektur macht Schule", in seinen einführenden Worten. Doch obgleich die Kompetenzen gefordert seien, stünden meist andere künstlerische Themen bei der Ausbildung von Lehrern im Vordergrund, auf die sie im Unterricht dann verständlicherweise zurückgriffen.
Um der Baukultur dennoch eine angemessene Präsenz in der Bildung zu verschaffen, hat die Wüstenrot Stiftung nun ein umfassendes Lehrangebot entwickelt: "Baukultur – gebaute Umwelt. Curriculare Bausteine für den Unterricht" ebnet den Weg für den Einzug des Themas in zwölf verschiedene Schulfächer.
Sprach über "sprechende" Räume und Bauten
Für den Deutschunterricht veranschaulichte dies Ko-Autorin Dr. Eva-Maria Kabisch. So stünden beispielsweise mit Fontanes "Effi Briest", Uwe Tellkamps "Der Turm" oder auch Kafkas "Das Schloss" Texte zur Verfügung, anhand derer sich die vielfache Wechselbeziehung von Sprache, Architektur und Literatur sinnfällig darstellen ließen. "Es geht um einen Dialog. Wir brauchen ein Kommunikationsmodell zwischen Bauten und Bürger", verdeutlichte Kabisch ihr Anliegen.
Die Curricularen Bausteine beziehen sich auf den Kernbereich der Lehrpläne aller Bundesländer. Ihre Inhalte lassen sich deshalb problemlos gleichermaßen im Mathematik- oder Geschichtsunterricht, in Sozialwissenschaften oder Bildender Kunst andocken. Für letzteres Fach referierte die Autorin des entsprechenden Kapitels Professorin Dr. Barbara Welzel. Die optische Wahrnehmung von Stadt und Raum liefe meist auf Schaufensterhöhe. Nenne man Jugendlichen den Namen einer Kirche, kämen Fragen wie "Ist das die bei der Kebab-Bude?" zurück. Es gelte den Blick für die gebaute Umwelt zu schärfen. Die Kunsthistorikerin forderte: "Wir brauchen eine Wahrnehmung von Welt von Anfang an." Entsprechend gaben die Vertreter der Wüstenrot Stiftung ihrer Hoffnung Ausdruck, in Baden-Württemberg mittels einer Pilotschule die bereitgestellten Module fächer- und klassenübergreifend einzusetzen.
Bei der Veranstaltung stand darüber hinaus die 2007 gegründete Kammer-Initiative "Architektur macht Schule" mit ihren verschiedenen Bausteinen im Fokus: Lehrerfortbildungen, Seminare und Kooperationspartnerschaften, Projektdokumentationen und kommentiertes Literaturverzeichnis. Im Rahmenprogramm gab es eine Ausstellung und Filmvorführung zu sehen, ein Büchertisch rundete das Angebot ab.
Das Publikum setzte sich aus einer interessanten Mischung von Pädagogen und Architekten zusammen: Der erhoffte Austausch zwischen den beiden Seiten fand nicht nur bei der offenen Fragerunde im Anschluss an den Vortragsteil statt, sondern auch in den vielfältigen Gesprächen danach. "Es ist hochinteressant auf welch unterschiedlichen Ebenen und unter welch unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema 'Architektur macht Schule' kommuniziert und betrachtet wird", so ein zufriedener Teilnehmer als Resümee zur Veranstaltung.
Links
"Architektur macht Schule" – Informationen zur Kammerinitiative finden Sie hier.
"Baukultur – gebaute Umwelt. Curriculare Bausteine für den Unterricht" nebst Arbeitsblättern zum kostenlosen Download
"Bauen und Bildung - Architektur im Schulunterricht": Programmflyer