Der Titel der 13. landesweiten Tagung der Architektinnen Baden-Württemberg "ankommen - wo: ankommen - wie" scheint auf den ersten Blick recht schnell erklärt. Aus wie vielen unterschiedlichen Perspektiven das "Ankommen" betrachtet werden kann, konnten sich die rund 100 Teilnehmerinnen im Tagungscenter ETAGE im Solar Info Center in Freiburg überzeugen. Organisiert wurde die Veranstaltung am 18. Oktober durch den ErfahrungsAustausch (ErfA) Architektinnen in der Kammer.
In seiner Begrüßungsrede wies Oberbürgermeister Martin Horn darauf hin, wie wunderbar das "Ankommen" zu Freiburg passe. Das Bevölkerungswachstum führe aber auch zu Herausforderungen. Zentrales Thema sei dabei sicherlich nach wie vor die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dr. Diana Wiedemann, Bezirksvorstandsmitglied der Architektenkammer Baden-Württemberg, stellte in ihrer Begrüßung die Frage, ob sich die Rolle der Frauen in der Kammer seit den 1990er Jahren entscheidend verbessert habe. Sie betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig nicht nur das eigene Engagement, sondern auch der fachliche Austausch sei. Veranstaltungen wie die Tagung sollten daher unbedingt fortgeführt werden.
Prof. Myriam Gautschi, Ursula-Elisabeth Müller, Dr. Barbara Holub, Univ.-Prof. Christa Reicher, Prof. Undine Giseke, Dr. Diana Wiedemann, Renate Wachsmann, Janine Bliestle
Angeregt durch die Vorträge der fünf Referentinnen aus den Disziplinen Architektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, entstanden lebhafte Diskussionen. Die Bandbreite der Vorträge reichte dabei von der Gestaltung öffentlicher Räume als Orte des Sich-Treffens und Tuns bis hin zur Auseinandersetzung mit den Stoffströmen, die täglich in unseren Städten ankommen.
So berichtete Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs (Wien) von ganz unterschiedlichen Projekten, bei denen es im Kern aber immer um die Frage des Ankommens ging. Für sie sei es dabei von zentraler Bedeutung, dass "die Menschen die Möglichkeit haben, sich die jeweiligen Räume anzueignen als Grundvoraussetzung für eine lebendige Stadt."
Um den direkten Urbanismus ging es in dem Vortrag von Dr. Barbara Holub (Wien). Ziel sei es, Kunst und künstlerische Strategien als langfristigen Prozess in Stadtplanung und Stadtentwicklung zu involvieren. Anhand verschiedener Kunstprojekte, unter anderem in Marokko und Wien, erläuterte sie diesen Ansatz und warum auch Konflikte als Produktivkraft zu betrachten seien.
Prof. Undine Giseke (Berlin) wiederum drehte die Sichtweise auf das Ankommen um und stellte die Frage: „Was strömt in die Stadt und wo kommt es her?“ Dabei bezog sie sich auf die „Wiederentdeckung der Stoffströme, die nie weg waren, sondern nur unsichtbar gemacht wurden.“ Als wesentliche Komponente identifizierte sie die Erfahrbarkeit des Stoffwechsels im städtischen Alltag.
Wie lebendige Stadträume das Ankommen ermöglichen können, davon berichtetet Univ.-Prof. Christa Reicher (Aachen). Der öffentliche Raum übernehme dabei sehr zentrale Gestaltungsaufgaben, der Freiraum würde als konstituierendes Prinzip von Städtebau und Gesellschaft verstanden. Der Stadtraum sei demzufolge als eine Art zentrale Daueraufgabe zu verstehen, er leiste allerdings auch einen entscheidenden Beitrag zur Qualität der Stadt.
Der Vortrag von Prof. Myriam Gautschi (Konstanz) näherte sich dem Begriff des Ankommens durch eigene Erfahrungen und Betrachtungen. Für sie sei „der jeweilige Ort, an dem wir uns befinden, unendlich wichtig“. Als wesentliche Voraussetzung für eine gelungene Aneignung des Neuen benannte sie Respekt und Offenheit, verbunden mit der Lust wahrzunehmen, zuzuhören und sehen zu lernen, damit das Erlebte dem eigenen Erinnerungsarchiv hinzugefügt werden könne.
Das zentrale Anliegen der Tagung ist, wie von Dr. Diana Wiedemann in ihrer Begrüßung bereits betont, auch die Stärkung der Frauen in ihrem Beruf und ihren beruflichen Netzwerken. Unter dem Titel „Times of Dilemma: Wir dürfen fordern!“ wurde dieses Thema diesmal künstlerisch aufbereitet. Mithilfe einer großformatigen Wandzeitung wurden die Teilnehmerinnen ermutigt, sich mit ihren eigenen Rollen und Wahrnehmungen, Zielen und Herausforderungen auseinanderzusetzen. Auf diese Weise wurden Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten sichtbar und es bleibt spannend, wie jede einzelne für sich das „ankommen – wo; ankommen – wie“ sowohl heute als auch in Zukunft beantworten wird.
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25.11.2019
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