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Noch unter dem Eindruck der Ereignisse im japanischen Fukushima diskutierten am 3. Mai 2011 auf dem Podium in Heidenheim eine Referentin und drei Referenten zum Thema „Zukunft– Energie - Bildung“. Die Heidenheimer Architektenkammergruppe und die VDI Brenzgruppe empfingen über 140 interessierte Besucher in der Aula des Neubaus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zu den nunmehr sechsten Energiegesprächen.
Neben zahlreichen Gästen konnte Wolfgang Sanwald als Vorsitzender der Heidenheimer Architektenkammergruppe auch den Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter (CDU), Landrat Hermann Mader als Schirmherr der Veranstaltung und den Vorsitzenden des Bezirks Stuttgart Matthias Grzimek begrüßen. Nach jeweils kurzen Impulsvorträgen zu den Themenbereichen Zukunft Bildung, Zukunft Bewusstsein, Zukunft Technologie und Zukunft Bauen nahmen die Referenten Marianne Gerny, Prof. Dr. Gerhard de Haan, Dr. rer. nat. Jochen Weileppund M.A. André Zaman auf dem, wieder besonders dankenswert von Schieber Werkstätten, Bopfingen, gestalteten Podium Platz.
Einig waren sich alle Referenten, dass es dringend notwendig sei, insbesondere der jungen und heranwachsenden Generation den Begriff Nachhaltigkeit zu vermitteln. Als Mathematik- und Physiklehrerin sprach sich die, für ihr Engagement im Rahmen des von ihr ins Leben gerufenen Projektes „Schüler-Ingenieur-Akademie“ (SIA) mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Marianne Gerny für eine Ausweitung der technischen Fächer aus. „Für ein nachhaltiges Handeln ist es wichtig, dass die Kinder Funktionsprinzipien verstehen“, so die erfahrene Pädagogin. Wichtigstes Ziel der angestrebten Nachhaltigkeit sei die Reduzierung des Energieverbrauchs. Mehr und mehr wird dabei von der Schule erwartet, den Kindern ein möglichst breites Kompetenzfeld zu vermitteln, um eine Zukunft mit großen Herausforderungen meistern zu können. Dass eine Änderung der allgemeinen Einstellung gegenüber der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit nicht so einfach zu erreichen sei, berichtete Prof. Dr. Gerhard de Haan. Der an der Berliner Freien Universität am Institut „Futur“ lehrende und in der UN–Dekade starkengagierte Zukunftsforscher machte deutlich, dass es für maßgebliche Veränderungen im Verhalten von Generationen immer etwa 30 Jahre braucht. Geforscht hat er mit seinen Kollegen zum Thema Umweltverständnis und Interesse der jüngeren Generation. Auffallend ist, dass insbesondere das Interesse am Umweltschutz, wie ihn einst die Grünen mit ihren Anfangsidealen propagierten, bei bestimmten Gruppen der jungen Generation eher rückläufig sei. „Mehr als bisher muss es gelingen, die Sinnhaftigkeit einer nachhaltigen Energienutzung deutlich zu machen, sonst nehmen die Jugendlichen ihnen das nicht ab“, so de Haan zu den Gästen. Und: Gleichzeitig müsse es gelingen, mehr Frauen als bisher für dieses Thema zu begeistern.
Durchaus praktische Beispiele präsentierten anschließend Dr. Jochen Weilepp vom weltweit agierenden Maschinenbauer Voith AG, und Dipl.-Ing. André Zaman aus Ludwigshafen von der Luwoge, der Wohnungsbaugesellschaft derBASF-Gruppe. Weilepp präsentierte die Möglichkeiten und die konkrete Anwendung von Wellenkraftwerken in Irland und von Gezeitenströmungskraftwerken in Südkorea. Dabei wieß er auf die komplexen und untereinander vernetzten Zusammenhänge der einzelnen zu verbindenden Ingenieursdisziplinen seiner auf regenerative Zukunftstechnologien spezialisierten Entwicklergruppe hin und skizzierte darüberhinaus die Zukunft des Ingenieursberufes. Zaman stellte in seinem Beitrag die Sanierung der Wohnsiedlung „Hohenzollernhöfe“ in Ludwigshafen mit ihren dort praktizierten komplexen soziokulturellen Verflechtungen vor. Ein großmaßstäbliches Sanierungsprojekt, bei dem erfolgreich und in die Zukunft weisende Sanierungs- und Planungsprozesse mit Bewohnerworkshops, Nutzerforen, Zukunftswerkstätten und Mieterbeteiligungen begleitet wurden. In der anschließend gut eineinhalbstündigen, von Stefan Siller (SWR1-Leute) moderierten Podiumsdiskussion wurde das Thema Nachhaltigkeit auch am Beispiel der aktuellen Atomdiskussion nochmals in den Vordergrund gerückt. Dabei machte Prof. de Haan erneut deutlich, dass die Entscheidung für die in Deutschland produzierte Atomkraft faktisch auf Nichtwissen beruhe. Das Vertrauen der Bevölkerung, das als Fundament für Entscheidungen gelte, werde derzeit aber nicht den Unternehmen und den Politikern entgegengebracht. „Der Gerechtigkeitssinn der jüngeren Generation ist heute ein anderer als noch vor Jahrzehnten“, so de Haan.
Mit lange anhaltenden Publikumsgesprächen in kleinen Runden endete im Foyer der Aula der Dualen Hochschule eine weitere Folge der von zahlreichen Denkanstößen geprägten Heidenheimer Energiegespräche bei Wein und kleinen Köstlichkeiten und dem erneut vielfach vorgetragenen Wunsch nach weiteren Folgen.