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IBM Campus im Dornröschenschlaf - Verliert Stuttgart eine Ikone der Architekturmoderne?
Schon einen Tag nach dem Vortrag von Baubürgermeister Hahn zur "Erneuerung der Stadt" war der Hugo-Häring-Saal am 15. April wieder brechend voll - diesmal belegt mit der Veranstaltung der fünf Stuttgarter Kammergruppen zum Thema IBM-Campus in Stuttgart-Vaihingen. Man darf dies als Beweis dafür sehen, dass ein "Haus der Architekten" mühelos vorrangig mit Themen des Berufsstandes bespielt werden kann.
Gegenstand des von Prof. Dr. Falk Jaeger hervorragend moderierten Abends war das Bauwerk, das der Architekt Egon Eiermann Ende der 60er Jahre für die IBM gebaut hat und das seit dem Wegzug des Unternehmens in dessen neue Räumlichkeiten seit nunmehr sechs Jahren leer steht. Kaum jemand außer den früheren Mitarbeitern kennt den Gebäudekomplex, war er doch im laufenden Betrieb von der Außenwelt gut abgeschirmt und ist seither leider noch weniger zugänglich.
Eines der letzten Bauwerke des noch vor der Einweihung 1970 verstorbenen Architekten und angesehenen Hochschuldozenten ist wegen der beispielhaften baulichen Qualität der Anlage mitsamt ihren von Walter Rossow konzipierten Freiräumen von hoher Bedeutung für die Nachkriegsarchitektur, gilt als Ikone der Architekturmoderne und steht seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz.
Verschiedene Bemühungen der Kammergruppe Stuttgart-Filder im Rahmen der Reihe "Architektur vor Ort" eine Öffnung und Besichtigung unter kundiger Führung zu ermöglichen, scheiterten bisher an der komplizierten Zuständigkeit und Eigentumssituation.
Die Abendveranstaltung im HdA sollte - sozusagen ersatzweise für eine kurzfristig wohl nicht mögliche Besichtigung - über das Bauwerk, seine Qualität, den Zustand und mögliche Verwendung in der Zukunft informieren. So berichteten zunächst die geladenen Referenten über ihre Sicht auf den IBM-Campus und die Person Egon Eiermann, teilweise aus persönlichen Begegnungen, wie sie Prof. Fritz Auer erinnerte.
Dieser steuerte auch ein eingespieltes Tondokument aus einem Interview mit dem Architekten bei, in dem Eiermann sich vehement gegen eine Bewahrung von Gebäuden über die Zeit der ursprünglich geplanten Verwendung hinaus positioniert.Dass heute eine andere Sicht eben genau den Erhalt und Denkmalschutz auch jüngerer Zweckbauten fordert, wurde daraufhin sachlich von Dr. Martin Hahn, Regierungspräsidium Stuttgart, vorgetragen. In der Denkmalbegründung liest sich das so: "Die Sachgesamtheit IBM-Hauptverwaltung und zugehörige Freiflächen ist aus den genannten wissenschaftlichen und künstlerischen Gründen ein Kulturdenkmal. An seiner Erhaltung besteht aus dokumentarischen und exemplarischen Gründen ein öffentliches Interesse."
Im Anschluss an die Referate von Wolfgang Voegele, Vorsitzender der Egon-Eiermann- Gesellschaft, und von Oliver Sorg zur Entstehung, Bedeutung, drohendem Substanzverlust und möglicher Sanierung des Campus, folgte eine lebhafte Podiumsdiskussion mit den geladenen Referenten und dem eingebundenen Publikum. Leider war über konkrete Perspektiven einer mögliche Nachnutzung, die für den Erhalt auf Dauer unerlässlich ist, nichts Seriöses zu erfahren und so blieb der Blick über den Rand für diesen Abend verwehrt.
Das im Publikum vehement reklamierte Engagement der "öffentlichen Hand" blieb wegen fehlender Teilnahme von deren Repräsentanten vage Hoffnung. Die über die Medien zu erfahrende Option einer möglichen Nachnutzung durch einen chinesischen Investor beruhigt so wenig, wie die Tags darauf kolportierte, hypothetische Bereitschaft eines N.N. malaysischen Großinvestors, bei Mietgarantie durch den vorgenannten chinesischen Investor die Sanierung der Anlage zu übernehmen.
Ein Ergebnis der gelungenen Veranstaltung ist ein offener Brief der FÜNF Stuttgarter Kammergruppen, der Egon-Eiermann- Gesellschaft und des BDA Baden- Württemberg.
Brief zum Download
Peter Schell, Freier Architekt BDA, ist Vorsitzender der Kammergruppe Stuttgart-Filder
Dipl.-Ing. (FH) Peter Schell, Freier Architekt